EdicicloEditore

Bei der Fahrradmesse in Friedrichshafen traf ich im vergangenen September an seinem Stand den Chef von edicicloeditore, Vittorio Anastasia. Seinen Verlag gibt es seit 25 Jahren, Romano Puglisi veröffentlicht bei ihm seine Bücher, und ich habe mir endlich einmal das Programm 2012/2013 näher angeschaut. Schreiben wir über das gute alte Fahrrad und seine tapferen motorenlosen Protagonisten! 

Libri per respirare: Bücher zum Durchatmen. Ediciclo in Portogruaro 60 Kilometer nördlich von Venedig hat ein Programm, das mir ausnehmend gut gefällt. In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares. Covadonga hat sich dem Radrennsport verschrieben, Delius Klasing beliefert den »bürgerlichen« Fahrradfahrer mit Literatur, und Maxi Kutschera in Leipzig macht Bücher vornehmlich über die Fahrradgeschichte.  

Was man hierzulande vermisst, hat Ediciclo: das Literarische, den Humor, das Linke, Engagierte und Ökologische. Das hat sich bei uns in Nischen verkrochen. Aber zum Glück gibt es in Italien eine starke linke Szene, die sich nicht versteckt. Nun ein kurzer Überblick über die vielen Bücher des italienischen Verlags. 

Umschlagbild des Katalogs

Gleich auf der ersten Seite des Programms 2012/13 ein Buch von Alberto Fiorillo, no bici. Es richtet sich gegen die sektiererischen Radfahrer, die sich für Missionare halten und betont, dass das Fahrrad ein Transportmittel sei. Okay. Aber dann hat Claude Marthaler eine Eloge für das Rad geschrieben, Die unglaubliche Leichtigkeit des Fahrrads. Es gibt 14 Werklein humoristischer Art, von Minima pedalia über Ora et pedala bis hin zu Pedalo dunque sono. Unter den Autoren sind Emilio Rigatti, Marco Pastonesi und Cecilia Gentile (ich kenne sie, Journalistin bei La Repubblica!), die Segui le donne geschrieben hat, folge den Frauen!   

Fabrizio Pistoni verfasste eine Eloge der Grenze (elogio del limite): ein Rennen über 330 Kilometer nonstop in den Bergen. 24000 Höhenmeter! Paolo Merlini beschreibt Die Kunst des langsamen Reisens. Man könne das Rad auch in Bus und Bahn mitnehmen und so seinen Radius erweitern. (Caspita! Haben wir aber immer gemacht.)  So führt uns Merlini durch Italien. Margherita Hack, die berühmte Astronomin, schreibt über ihr Leben und das Fahrrad darin (im Oktober in Rom lag das Buch auf Romanos Tisch, und ich las es.). 

Außerdem gibt es Bücher über Berggipfel und Dünen, Straßen und den Schnee, Reiseberichte aus der Türkei, von der Donau, vom Nordkap, aus Afrika; von einer Reise von Venedig nach Jerusalem, durch Patagonien und Tibet und Senegal (Buongiorno Senegal, wieder Cecilia Gentile). Der Führer zu den schönsten Radwegen im Nordosten ist von Alberto Fiorillo, der ja auch gern Rad fährt, aber mit no bici wohl nur provozieren wollte. Und auf derselben Seite: das neue Buch von Romano, Roma e dintorni in bicicletta, 25 Wege durch Rom und die Umgebung mit dem Fahrrad. Bei einer Buchmesse Anfang Dezember in Rom hat er es vorgestellt.  

Und dann hätten wir noch rund 70 Führer durch viele Gebiete, wobei auch Deutschland vertreten ist, Ratgeberbücher und 20 Werke über die Radsportgeschichte, die etwa Coppi, Bartali, Binda und Alfonsina Strada feiern. War das alles? Da ist man platt.

In Friedrichshafen sagte mir Anastasia, sie suchten einen Vertreter für ihre auf deutsch erscheinenden Bücher. Hoffentlich hat das geklappt. Jedenfalls wird edicicloeditore Anfang März bei der zweiten Fahrrad-Ausstellung Bici@romaexpo in der Hauptstadt vertreten sein. Da kann man schon mal die ersten Radtouren ins Auge fassen. Buona fortuna per tutti!        

 

 

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