Sechs Filme

Sechs Filme, nicht Sexfilme. (Blöder Witz, ich weiß.) Mal mehr übers Diesseits schreiben und auf dem Boden bleiben; wobei gute Filme uns ja gerade aus der Gegenwart entführen und uns manchmal den Boden unter den Füßen wegziehen. Es waren sechs hervorragende Filme, die ich gesehen habe, und darum spiele ich mal Filmkritiker.

Es war Anfang November in der Schweiz, man sollte nicht raus, also haben wir uns an fünf Abenden im Heimkino fünf abendfüllende Filme angeschaut. War gar nicht einfach, sie nach vielen Wochen noch zusammenzukriegen.

Der erste war Three Billboards Outside Ebbing, Missouri von Martin McDonagh (2017). Drei Reklametafeln außerhalb der Kleinstadt  Ebbing hat Mildred Hayes (Frances McDormand) gemietet und lässt darauf fragen, warum der Sheriff nichts tut. Ihre Tochter wurde Monate zuvor vergewaltigt und ermordet. Sheriff Bill Willoughbee ist Woody Harrelson; Frances McDormand spielte 1996 in dem Film Fargo der Coen-Brüder die Hauptrolle, eine Polizistin. Für ihre Rolle im Billboards-Film bekam sie 2018 den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Mildred geht ihren Weg und will den Mörder haben. Die paar Polizisten in der Wache sind rassistisch, korrupt und faul. Es ist eine schwarze Komödie mit vielen schrägen Szenen und Überraschungen. So kann einem amerikanische Filmkunst gefallen.

Der nächste Film war Pans Labyrinth. Kein guter deutscher Titel, im Original heißt es Das Labyrinth des Fauns — aber so nennt sich schon ein Kinderbuch von Cornelia Funke, vermutlich durfte man ihn nicht verwenden. Der Mexikaner Guillermo del Toro (The Shape of Water) drehte den Film 2006, und der undurchsichtige Sergi López verkörpert den Hauptmann Vidal, der eine Faschistenbrigade im Zweiten Weltkrieg befehligt. Der Labyrinth-Film ist Fantasy, durchmischt mit der kriegerischen Handlung, denn die Partisanen sind in der Nähe, denen Vidals Dienstmädchen Marcedes hilft … Ofelia, die zehnjährige Tochter, um die es geht, findet in ein Labyrinth, in der ein Faun sie berät und ihr Aufgaben stellt. Packend.

Nummer drei kommt mir nicht in den Sinn. Leere Leinwand. Wie dringen in das Leben eines reichen Kunsthändlers in Florenz (Geoffrey Rush) ein, der Auktionen leitet und manchmal getürkte Bilder als echt erklärt oder umgekehrt, um sich dicke Gewinne und die Originale zu sichern. Es ist eine opulent aufgemachte Geschichte, der eine halbe Stunde weniger nicht geschadet hätte. Den Kunstmann ergreift eine amour fou (die verrückte Liebe)  zu einer geistesverwirrten jungen Frau, und die Pointe darf man nicht verraten, auch wenn sie sich im Verlauf des Films aufdrängt. Meine Komplizin der Filmabende kannte zum Glück den Titel: Das höchste Gebot (2013) von Giuseppe Tornatore, der vor langer Zeit (1994) Cinema Paradiso gedreht hatte. Das haben wir damals alle gesehen.

Dann den neuesten Film von Pedro Almodóvar, Leid und Herrlichkeit (2019). Im Deutschen klingt das nach Krieg und Kirche. Antonio Banderas spielt einen alternden Filmregisseur, der in Madrid eine Jugendliebe wiedertrifft und kurzzeitig dem Heroin verfällt. Aber dieses Heroin hat keine besondere Bedeutung und überhaupt schleppt sich der Film etwas unmotiviert dahin, fand ich. Man hat halt zu viel Almodóvar gesehen, man kennt alles schon.

Zuletzt, als fünften Film, gab’s einen Thriller, Dead Man Down. Den hat der dänische Regisseur Niels Arden Oplev 2013 gemacht, und Colin Farrell verkörpert einen jungen Griechen, dessen Familie umgebracht wurde und der sich rächen will. Deshalb arbeitet er in New York under cover in einer Bande. Die Albaner sind mal wieder die Ultrabösen, und eine Frau gibt es auch, die Farrell treffen darf: Noomi Rapace. Der Film schöpft aus der Befürchtung, der Held könne enttarnt werden, seine Spannung. Beim Showdown wird viel geschossen, und unrealistisch war er.

Kürzlich wollte ich mich mit der portugiesischen Sprache beschäftigen und schauen, wie sie klingt. Ich sah mir Zona J an von dem Regisseur Lionel Vieira, von 1998. War sehr gut. Wie entscheidet man sich für einen Film? Man studiert den Titel, das Entstehungsjahr und schaut sich die ersten Bilder an. Man bleibt aber nur dran, wenn der Hauptdarsteller faszinierend ist und den Film trägt. Das Gesamtpaket muss stimmen, aber die Schauspieler sind am wichtigsten. Bei Zona J ist Félix Fontoura wunderbar, und Nuria Madruga passt zu ihm.

Zona J spielt zum großen Teil in der Welt der rappenden und chillenden jungen Angolaner in Lissabon. 90 Minuten lang. Verstanden habe ich fast nichts. Das heißt: Von dem Portugiesischen habe ich fast nichts verstanden, die Handlung aber einwandfrei. Ein guter Film lebt durch die Bilder.

 

 

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