San José, die Fallas

Vergangenes Jahr, ich erinnere mich, hatte manipogo einen besonders geistreichen Beitrag zum Josefitag, auch wenn ich nicht mehr verstehe, wie ich auf den 29. April kam. Denn am 19. März gedenkt man in katholischen Regionen gern des Stiefvaters Jesu Christi, des geduldigen Zimmermanns Josef von Nazareth. In dem Büchlein Der Wanderer von Paolo Coelho habe ich eine kurze Geschichte dazu gefunden. José heißt der Heilige in Spanien: San José.  

Wozu leben?

Zu den Festen im spanischen Valencia gehört eine merkwürdige Tradition, die ihren Ursprung in der alten Bruderschaft der Zimmerleute hat.
Das ganze Jahr hindurch bauen Handwerker und Künstler riesige Holzskulpturen. In der Woche der Feria stellen sie diese Skulpturen auf dem Hauptplatz der Stadt auf, zur Freude der Passanten. Doch am Tag des heiligen Joseph werden alle Skulpturen — bis auf eine — in einem riesigen Feuer vor Tausenden von Zuschauern verbrannt.
»Wozu die ganze Arbeit?« fragte ein englischer Tourist, als er die Flammen zum Himmel steigen sah.
»Auch du wirst eines Tages enden«, antwortete ein Spanier. »Glaubst du, dass ein Engel, wenn dieser Tag gekommen ist, Gott fragen wird: ›Wozu die ganze Arbeit?‹«

DSCN2031Meine Frage hätte eher gelautet: Warum wird eine Figur nicht verbrannt? Man findet Informationen über die »Fallas« von San José. Mit den Festlichkeiten begrüßt man den Frühling. Aufgebaut werden die Ninots, das sind Kartonfiguren, die mit Stoffen behängt werden und auch 20 Meter Höhe erreichen. Anscheinend stellen sie — wie unsere Figuren auf den Fasnachtswagen — Politiker, Prominente und Geschehnisse dar. In der Nacht auf den 20. März werden die Ninots in der Cremà, einem Spektakel aus Licht, Feuerwerk und Musik, zeremoniell verbrannt; eine wird verschont und findet stellvertretend für die anderen einen Platz im Fallas-Museum.

Die Fasnachtswagen werden ja auch verräumt, und im nächsten Jahr sind einige Politiker aus dem Geschäft, man redet über andere Dinge und Personen, und die Plastiken könnte man ebensogut verbrennen, um einen neuen Anfang zu machen. Arbeit ist es schon, sie herzustellen; doch der schöpferische Prozess daran ist das Schöne, der Urheber lernt dabei und verändert sich, und das Produkt spielt hierbei nur eine Nebenrolle. Es gibt Künstler, die in der Landschaft Installationen aufbauen (und sie fotografieren), wonach das Wetter und das Klima sie aufreiben und zerstören.

Und der Mensch hat seine Seele, die ihren Weg geht und aufbewahrt wird, wenn der Körper verbraucht ist. Der Aufenthalt auf Erden war bloß ein Schritt auf einem langen Weg.

 

 

 

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