Späte Klärung

1929 wird ein Priester in einer US-amerikanischen Kirche ermordet, 1948 schneit der Verstorbene bei einer Séance herein, 1987 erscheint ein Bericht darüber in Luce e Ombra, 1990 in der Zeitschrift der Londoner SPR. Anfang März 2021 erwähnt Victor Zammit den Fall, und manipogo hängte sich an, doch mit der Klärung wurde es spät und später,  da der arme Beitrag schon drei Mal wegen eines aktuellen Artikels weitergeschoben wurde. Doch was machen nach 92 Jahren ein paar Monate mehr aus? Jetzt ist es soweit!!    

Am 10. November 1948 hielten zehn Menschen in einem Dorf bei Florenz eine Séance ab. Das Medium war ein Mann, der sich später bedeckt hielt. Geboren wurde er 1913, und seine Karriere als Medium dauerte von 1937 bis 1952. Bei der Sitzung meldete sein Kontrollgeist Mariòl einen unbekannten Besucher (einen sogenannten drop-in communicator) und teilte mit (vermutlich durch den Mund des Mediums, vielleicht mit veränderter Sprache):

015Ich kann euch nicht sehen, aber ich spüre, dass ihr existiert, wie ich existiert habe. Ich war ein Priester, ich bin glücklich. Ich bin froh, dass ihr endlich die Wahrheit kennt. Ich wurde mit einem Revolver getötet. Ich bin nicht böse deswegen. Ich weiß nicht, wer ihr seid; ich weiß nur, dass ihr Brüder seid. Wir sind nicht gegeneinander; wir sind Brüder. Ich war ein Priester in Canton, Ohio. Giuseppe Riccardi. Eine Frau erschoss mich, nachdem ich die Messe zelebriert hatte. Der Priester interessiert nicht; was interessiert, ist Bruder Giuseppe Riccardi. Als ich erschossen war, fühlte ich mich sehr warm. Ich versuchte aufzustehen und die Frau zu fragen, warum sie mich mit einer Pistole erschossen hatte. Sie war irgendwie hysterisch und beachtete mich nicht. … Wir sind alle Brüder, und ich wünsche euch Licht und die schönen Blumen von Ohio. Licht, alles, was gut ist, alles, was gut für euch Lieben ist und viel Licht euch allen.

Am 4. Mai 1949 wurde bei einer Séance aufgezeichnet:

Ich wurde am Altar niedergestreckt. Doch das spielt keine Rolle. Wir leben ewig, und die Gerechtigkeit siegt. Licht für euch, für jeden von euch. Liebe und Grüße, Grüße an euch alle.

Und am 14. November 1950 meldete er sich ein letztes Mal:

Ich war ein Mann und starb — vielleicht in eurer Nähe, vielleicht weit entfernt. Giuseppe. Ich war ein Priester. Ich verstehe euer Interesse und bin glücklich.

Den Mann scheint sein Tod traumatisiert zu haben. Die Todesart lässt an das Ende von Frère Roger denken, des Gründers der Bruderschaft von Taizé, der in deren Kirche im August 2005 von einer geistesgestörten Frau erstochen wurde. Aber gab es den Priester aus Canton, Ohio wirklich? Manchmal spielen ja böse Geister ihre Spielchen.

DSCN236630 Jahre nach der Séance erinnerte sich Silvio Ravaldini — ein Parapsychologe aus demselben Dorf wie das Medium — und bat in den USA Ian Stevenson, den Reinkarnationsforscher, die Identität des unbekannten Kommunikators zu ermitteln. 1986 dann machte sich dessen Team an die Arbeit. Die Mühlen der parapsychologischen Forschung mahlen langsam. Die Diözese in Ohio gab an, Giuseppe Riccardi sei ab 1925 Priester in der Pfarrei St. Anthony gewesen und am 11. März 1929 gestorben. Zwei Zeitungen berichteten, nach der Messe habe Mrs Mamic Guerrieri nach kurzem Wortwechsel auf den Pfarrer geschossen. Zwei Kugeln trafen ihn; nach neun Stunden starb er im Krankenhaus an inneren Blutungen.

Riccardi war am 30. August 1896 in dem Dorf Alcara li Fusi in der Diözese Patti auf Sizilien getauft worden. Die Familie emigrierte bald danach in die Vereinigten Staaten, Giuseppe studierte in Ohio bis 1918 und wurde 1924 als Priester ordiniert. Probleme gab es, weil er fest entschlossen war, die Kirche von St. Anthony zu verlegen. Das mag ihm Feindschaft eingetragen haben.

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass das Medium aus Florenz je von dem Mord an einem Priester 20 Jahre zuvor mitten in den USA erfuhr. Man kann auch nicht glauben, dass ihm jemand davon erzählte. Es wird ja immer befürchtet, dass Medien manipulieren. Wenn herauskommt, dass es einen drop-in communicator wirklich gegeben hat, wenn sich seine Geschichte verifizieren lässt, dann kann man von einem starken Fall sprechen. Wieder ein Punkt fürs Überleben des Todes, für das Leben nach dem Leben.

 

 

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