Fluch der Steine

Ich wollte alte Merian-Hefte fortwerfen, unter anderem eins von 1984 über Hawaii, doch natürlich las ich darin herum, fand die Bilder von den Vulkanen und Honolulu bemerkenswert und wurde zu einem Aufsatz von Oakley Hall geführt: Fluch der Steine. Und diese Geschichte wiederum brachte mich dazu, das Buch Geheimnisse hinter Wundern von Max Freedom Long hervorzuholen, das die Kahunas von Hawaii behandelt und deren Magie. Stark ist die Magie der alten Völker, stark sind deren Götter.

Oakley Hall (1920-2018) war ein erfolgreicher Autor von Westernromanen. In seinem Artikel schreibt er, vor den Touristenhorden hätten sich die hawaiianischen Götter verdrossen in die Berge und in versteckte Täler zurückgezogen. Die Vulkangöttin Pele werde manchmal gesichtet: als alte Frau oder als schönes Mädchen, begleitet von einem kleinen Hund.

Aerial view of Waikiki Beach and Honolulu, Hawaii - Foto von Carol M. Highsmith, Dank an library of Congress, Wash. D. C.

Aerial view of Waikiki Beach and Honolulu, Hawaii; Bild von Carol M. Highsmith, Dank an Library of Congress, Wash. D. C.

Die älteren Hawaiianer nehmen diese Dinge ernst. Häuser werden noch immer so gebaut, dass Vorder- und Hintertür einander gegenüberliegen, damit ein zufällig hineingeratener Geist sich nicht verirrt und bei dem Versuch, wieder herausfzufinden, wütend werden kann. Beten dürfen nicht genau gegenüber von Türen aufgestellt werden. In den Nächten, in denen die Geister umgehen, bleibt man im Haus. Sie dürfen auf keinen Fall gestört werden.

Oakley Hall wurde Gastprofessor in Hawaii. Einige seiner Kollegen colr2besaßen Steine, die mana enthielten, eine spirituelle Kraft. Wenn man zum Essen eingeladen ist, muss man die Schuhe ausziehen, sich den Steinen der Gastgeber zuwenden, einen mit der Hand umschließen und feierlich nicken. Hall verbrachte ein Wochenende unterhalb des Mauna Kea, und als er mit seiner Familie zurückfahren wollte, streikte der Lastwagen. Der Fahrer fragte, ob jemand Steine mitgenommen habe? Halls Frau hatte es getan, warf die Steine aus dem Fenster, und der Motzor sprang wieder an. Der Fahrer erwähnte daraufhin,

dass alljährlich Zentner von Steinen per Post an die Parkverwaltung zurückgeschickt würden, begleitet von Briefen, in denen gebeten wurde, die Steine wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückzubringen, und die von dem Unglück und Elend berichteten, von dem die Leute verfolgt wurden, seit sie die Steine mitgenommen hatten. … Auf Oahu besuchten wir ein heiau, einen alten Altar aus aufgehäuftem Vulkangestein, umgeben von Gräbern. Meine Frau fotografierte das heiau: Plötzlich klemmte ihre Kamera. In der Fotowerkstatt ließ sich kein Grund für das Versagen finden und auch keine Erklärung dafür, dass die bereits gemachten Aufnahmen verschwunden waren. Die Steine wollten sich nicht fotografieren lassen.

Das stand ja schon in dem Beitrag Heiliger Kraftort, und Spukereignisse lassen sich auch nicht fotografieren: Etwas geht immer schief. Es gebe neben den eifersüchtigen Göttern auch böse kahunas, also Zauberer, die den bösen Blick bringen. Trotz der Warnungen der guten kahunas benutzten die ersten Siedler vor 200 Jahren Steine als Fundamente und wurden danach vom Unglück verfolgt.

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Halls Bekannte Mele legte mana-Steine in eine Schublade und wurde des Nachts durch Pochen geweckt. Erst als sie die Steine wieder auf die Tischplatte legte, hörte das Geräusch auf. Mele meinte auch, ein einziger Stein würde sich einsam fühlen; er brauche eine Gefährtin neben sich. So schickte sie dem Ehepaar Hall als Dank für eine Hilfe zwei Steine.

Als Oakley Hall Hawaii verließ, nahm er in einem kleinen Karton die Steine mit. Doch seine Frau arrangierte sie neben einer mexikanischen Götterstaue und fotografierte sie vor entfernten Klippen. Das sei falsch gewesen, schrieb ihnen Mele; die Steine hätten sich fehl am Platze gefühlt. In dieser Zeit verunglückte auch der Sohn des Professors schwer, und er schickte alsbald die Steine in dem Paket zurück. Mele steckte Bindfaden, Papier und die Fotos in einen Brief nach Amerika und riet, alles zu verbrennen. Das sei sicherer.

 

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