Hundstage

Ferragosto schon wieder, der Höhepunkt des Sommers, und nun sollte es richtig knalleheiß sein. Ich muss nicht wieder diese alten Geschichten aus Rom erzählen, besser lasse ich uns von Mario Luzi führen, der ein kurzes Gedicht über Hitze und Einsamkeit geschrieben hat; nun scheut man sich, das ordinäre Wort Hundstage in Zusammenhang mit einem Luzi-Gedicht zu bringen, aber canicola heißt nichts Anderes, cane ist der Hund … Und Derek Walcott noch einmal mit dem »Knacken und Zischen des Wortes August«. 

DSCN4480Echte Hundstage bietet sie hier,
die Einsamkeit. Sie brennt
den Geist ab,
den souveränen, der uns denkt.
— Nur sie.
Das Andere ist nicht.
— Das Andere
ist nicht anders
und von nichts Anderem, es ist sich.
— Es füllt sich
mit Zeit der Tag,
erlöscht in seiner Dauer
und auch seine Wiederkehr.
— Es brummt
irgendein einzelner
Motor unter Volllast
auf diesen öden Anhöhen,
und sonst schweigt der Tag.

Dann habe ich noch eins von Derek Walcott über den August gefunden, Nummer 39, und ich übersetze es selber und versuche, nicht auf die Übersetzung von Werner von Koppenfels auf der rechten Seite zu schauen; ich decke sie ab. Und beim Übersetzen merkte ich: Da hat es ein paar Reimpaare, und Ehrensache, dass ich die ‚rüberbringe ins Deutsche. Weiß nicht, ob Walcott damit zufrieden wäre.

Für dieses Knacken und Zischen des Wortes August
wie ein Freudenfeuer auf dem Strand, für das Wippen
der weißen Masten im Yachthafen an einem Mittwoch 
nach der Arbeit, würde ich gerne zurückkommen zu den Klippen
und vergessen das nickelige Gejammer über das, was der Insel fehlt
und dass es dort nicht sicher ist wie in der Stadt: für einen Fischer,
der ins Dorf zurückkehrt mit schwingender Rute und einem Fang,
der strahlt wie ein Regenbogen, wenn er ihn dir zeigt,
für die Glut, die ausgeht wie ein Streichholz, das brannte lang,
wenn der Tag mit allen, was er brachte, schwindet,
für die Lichter an den Pieren und den ersten Stern,
um dessentwillen meine Liebe zu der Insel kein Ende findet,
und stetig brennen wird sie, bin ich auch fort oder bin ich fern,
und für die Silhouette des Löwen von Pigeon Island
und deine Katze, die wieder mal sich spreizt und damit erheischt,
gehalten zu werden für eine Sphinx, und für den langen, leeren Sand,
da du nicht da bist, für das Wort August, wie von einer Möwe gekreischt.

 

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