Der Meister hat Geburtstag
Wieder einmal ein Geburtstag Goethes: der zweihundertzweiundsiebzigste. Wir gratulieren! Statt ein paar langer Balladen bietet manipogo Sinnsprüche und Aphorismen des Meisters aus Weimar, des Frankfurters von Geburt, des Römers nach Wahl, des frühen Kosmopoliten. Goethe hat alles richtig gemacht, scheint uns, und schlau war er, sensibel, philosophisch und weitblickend: eine Zierde Deutschlands!
Johann Wolfgang von Goethe aus Frankfurt, geboren dort am 28. August 1749. Zeigen wir die wenigen Bilder aus meinem Bestand, die an ihn erinnern:
Das Goethe-Memorial in Sessenheim (Elsass), wo Goethe als junger Mann Friederike liebte (gesehen im Mai 2017)
Das Innere des Memorials
Links Goethe, rechts Schiller
Hier in Schillers Garten in Jena. An dem Tisch tauschten sich Goethe und Schiller häufig aus, vermutlich beim Wein
Ein paar Aphorismen haben wir auch noch aus Goethes Feder:
Was auch als Wahrheit oder Fabel
In tausend Büchern dir erscheint,
Das alles ist ein Turm zu Babel,
Wenn es die Liebe nicht vereint.
Grenzenlose Lebenspein,
Fast, fast erdrückt sie mich!
Das wollen alle Herren sein,
Und keiner ist Herr von sich.
Ich wünsche mir eine hübsche Frau,
Die nicht alles nähme gar zu genau,
Doch aber zugleich am besten verstände,
Wie ich mich selbst am besten befände.
Halte dich nur im stillen rein,
Und lass es um dich wettern;
Je mehr du fühlst, ein Mensch zu sein,
Desto ähnlicher bist du den Göttern.
Verständige Leute kannst du irren sehn,
In Sachen nämlich, die sie nicht verstehn.
Das ist doch nur der alte Dreck,
Werdet doch gescheiter!
Tretet nicht immer denselben Fleck,
So geht doch weiter!
Was ist ein Philister?
Ein hohler Darm,
Mit Furcht und Hoffnung ausgefüllt,
Dass Gott erbarm!
»So sei doch höflich!« — Höflich mit dem Pack?
Mit Seide näht man keinen groben Sack.
Lasst euch nur von Pfaffen sagen,
Was die Kreuzigung eingetragen!
Niemand kommt zum höchsten Flor
Von Kranz und Orden,
Wenn einer nicht zuvor
Derb gedroschen worden.
Angedenken an das Gute
Hält uns immer frisch bei Mute.
Angedenken an das Schöne
Ist das Heil der Erdensöhne.
Angedenken an das Liebe,
Glücklich! wenn’s lebendig bliebe.
Angedenken an das Eine
Bleibt das Beste, was ich meine.