Karma-Logik

Reinkarnation ist ein Thema, von dem ich nicht loskomme. Es gibt viele bestätigende Informationen aus der anderen Welt dafür und viele Indizien vin Hypnose-Therapeuten, und manchmal konnten behauptete Lebensläufe auch nachgeprüft und bewiesen werden. Manfred Kyber (1880-1933) hat einmal über den Okkultismus geschrieben und die Reinkarnationslehre als logisch bezeichnet: Sie sei ein Ausdruck göttlicher Gerechtigkeit.

Was passiert nicht alles in der Welt! Schreckliche Unglücke befallen Unschuldige, dem Bösen geht’s gut, der Weise hungert, der Begabte scheitert, der dumme Angeber macht Karriere … Und wieso lässt Gott dies und das zu? Na ja, das wissen wir nicht, aber es herrscht ein perfekter Plan, wissen wir nicht zuletzt durch Jayne Smith. Vieles haben wir uns selbst zuzuschreiben, und Gott dafür die Schuld zu geben, ist ein bequemer Ausweg. Geben wir Manfred Kyber das Wort, der aus Riga stammte, sehr schöne Märchen schrieb und kenntnisreich war. Man muss ihn langsam lesen. Der Auszug ist aus dem Buch Einführung in die Gesamtgeschichte des Okkultismus.

Vielmehr ist es logisch ganz unmöglich, bisher jedenfalls noch niemand gelungen, auf andere Weise eine göttliche Gerechtigkeit in bezug auf die Verschiedenartigkeit menschlicher Existenzen verständlich zu machen. Auch Lessing, der bekanntlich ganz rationalistisch dachte und alles Übersinnliche, wenn auch nicht ausschloß, so doch jedenfalls im Bereich seines Denkens als Beweismittel nicht anerkannte, hat es deutlich ausgesprochen, daß die Lehre der Wiederverkörperung die einzige faßbare und logisch haltbare Möglichkeit für eine Gerechtigkeit im höheren, göttlichen Sinne sein könne. Goethe und viele andere Dichter und Denker haben sich dieser Lehre zugeneigt, auch wenn sie ihnen hellsichtig nicht immer nahegebracht oder erwiesen erschien.

Aus dieser Wiederverkörperungslehre nun ergibt sich ganz von selbst das, was man in dem von uns begrenzten Sinne Schicksal oder, um den üblichen Ausdruck der indischen Esoterik zu brauchen, Karma nennt. Unter Karma versteht man alle die äußeren Anlässe, all das, was unbewußt aus der Willensregion aufsteigt, alles, was die Kette des Lebens bildet, aus der dann die mehr oder weniger innerlich gereinigte und damit befreite menschliche Persönlichkeit ein Schicksal zu schmieden hat. Karma ist der Begriff des Schicksals …

Wir wissen ja selber nicht genau, was uns antreibt und weshalb wir uns wie entscheiden; und welches unser unbewusstes Mitwirken bei unglücklichen Wendungen ist, wissen wir auch nicht. Irgendwie müssen wir uns dazu stellen. Wir können uns distanzieren und alles für nicht so wichtig nehmen (non-attachment) oder erschüttert sein und verzweifeln. Glück und Pech pendeln sich über ein Leben hinweg aus, und wenn nicht, dann über vier oder acht Leben. Kyber wird nun ganz konkret:

Bei Annahme einer Wiederverkörperungslehre ist es ja auch leicht verständlich, wie solch ein Karma in jedem einzelnen Falle entsteht und entstehen muß. Steigt eine menschliche Persönlichkeit, sein geistiges Ich, zum ersten Male in die Materie herab, so ergeben sich aus dieser Entwicklung Fehler und Vergehungen, wie bei jeder Reibung zweier Verschiedenheiten, und diese Fehler auszulöschen, gutzumachen ist die gegebene Ursächlichkeit im nächsten Leben, aus der sich dann im Zusammenhang mit erstrebten und erreichten Zielen ein neues Karma bildet, das, wiederum ausgelebt, aufs neue Licht und Schatten einem neuen Dasein vorbereitet. So besteht das gesamte Leben aus lauter einzelnen in jedem Einzelleben im Lauf der Evolution begangenen guten oder unguten Handlungen, deren jede sich weiterspinnt, um sich auszuwirken, bis eine Vollkommenheit erreicht ist. Unter diesem Gesetze treffen sich die Menschen, verketten sie ihre jeweiligen Schicksale, ihre Lebensjahre oder Aufgaben miteinander, unter diesem Gesetz noch vorhandener Reibungsflächen sind alle dauernden Verhältnisse, wie Liebe, Ehe und Freundschaft, zu werten.

Die folgende Passage ist schwieriger. In der Geistigen Welt kommt Gleiches zusammen, in unserer Welt regiert die Täuschung und das Blendwerk des Eros, und die vermeintliche magnetische Anziehung wird zerstörerisch und trägt nicht zum Bearbeiten von Karma bei, aber das sind die Begrenzungen der materiellen Welt. Wie schreibt er das? (Das Zitat schließt an das vorherige an.)

Sie alle unterliegen keineswegs den Gesetzen der Sympathie oder Antipathie, irgendeiner Gleichheit der Seelen oder der geistigen und ethischen Einstellung. Diesen Gesetzen unterworfen ist lediglich die geistige Welt, in der das Gleiche sich zum Gleichen findet und sich ihm feinstofflich verbindet wie Faust und Helena. Im Irdischen herrscht die Täuschung, der von der Leidenschaft, den Begierden geflochtene Schleier der Maja, der Illusion, der die jeweils zur Auslöschung, zur Überwindung einer karmischen Verkettung Verbundenen in einer oft nur vermeintlichen Sympathie zueinander zieht – ein Gesichtspunkt, unter dem die so häufige Haßliebe der Geschlechter, die sexuell gefärbte, oft in Antipathie übergehende Sympathie erklärbar wird. Je weniger gerade dies der Maja am meisten verfallene Moment vorherrscht, um so geringer die Reibungsfläche der karmisch noch Verketteten, daher geringer in Freundschaft, in elterlichem und kindlichem Verhältnis, als in dem, was eine grobstoffliche Welt unter dem Erotischen versteht …

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