Kalabrien ging an Rechts

Roberto Occhiuto tritt in Kalabrien das Erbe von Jole Santelli an, die nur acht Monate amtierte, wie manipogo berichtete. Wie seine Vorgängerin gehört Occhiuto zu Berlusconis Partei Forza Italia, die mit 18 Prozent auch die meisten Stimmen für das Regionalparlament auf sich vereinigen konnte (vor dem Partito Democratico mit 14 Prozent). Der mittlerweile 85-jährige Berlusconi lobte ihn sogleich: »Wir sind stolz auf dich.«

Silvio Berlusconi ist nur mehr Inspirator seiner Bewegung, die nicht mehr viel hat, auf das sie stolz sein könnte. Die Lega von Matteo Salvini und Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni haben ihr den Rang abgelaufen. In Kalabrien erreichen sie gemeinsam fast so viele Stimmen wie Forza Italia, und Salvini und Meloni haben sich kürzlich umarmt; sie führen die neue rechte Kraft des Landes an.

Bedenklich ist die Wahlbeteiligung: 44 Prozent. Auch in Sizilien gingen nur 47 Prozent zur Wahl. Bei uns würde man das Politikmüdigkeit oder Demokratieverdrossenheit nennen. Wir befinden uns jedoch im Süden Italiens, wo traditionell Rom (als Begriff für die Nationalregierung) der Feind ist und man sich von der Politik nichts verspricht. Die Region hat viele Probleme, und der Bürger scheint resigniert zu haben. Freilich wählen in Kalabrien nur 2 Milionen Menschen, das sind höchstens 4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Doch es ist ein Trend, die Wahlen zu ignorieren. Was ist das für eine Regierung, die nicht mal von der Hälfte der Bevölkerung gewählt wurde?

Roberto Occhiuto ist 52 Jahre alt, und schon sein Vater Mario war in Forza Italia aktiv, und Robertos Bruder Mario ist in derselben Partei Politiker. Der neue Präsident bekam 55 Prozent der Erststimmen und damit doppelt so viel wie seine Konkurrentin Amalia Bruni. Mehr war eigentlich nicht zu erhoffen. Etwas weiter im Norden sieht es besser aus: Bürgermeister von Neapel wurde (mit über 60 Prozent der Stimmen) Gaetano Manfredi für eine Koalition aus der Fünf-Sterne-Partei und den Demokraten (PD), für die Manfredis Bruder Massimiliano Minister der Regionalregierung ist. So kennt man das in Italien: Bleibt alles in der Familie. Alles gut vernetzt und verkabelt, und wenn Geld winkt, ziehen alle an einem Strang.

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