Ein Mäzen greift ein
Robert Bigelow, Unternehmer und Gründer von Bigelow Aerospace, rief im Juni 2020 das Bigelow Institute for Consciousness Studies (BICS) ins Leben und dieses Jahr zu einem Essay-Wettbewerb auf, dessen Sieger am 1. November verkündet wurden. 1200 Interessenten hatten sich gemeldet, denn der Wettbewerb war hochdotiert (500.000 Dollar für den ersten Preis!). 200 Beiträge wurden ausgewählt. Thema: das Leben nach dem Tod.
Denn das Institut des Mäzens möchte die Forschung über das Überleben des Bewusstseins nach dem Tod und über die Natur des Jenseits fördern. Auf der Homepage des Instituts, das auch die drei Siegerbeträge des Wettbewerbs veröffentlicht, heißt es:
Trotz bezwingender Beweislage ist die Anzahl der Forschungsgruppen und der Umfang der Fördermittel für die Forschung des Weiterlebens des Bewusstseins nach dem Tod schockierend gering. Obwohl alle der 7,8 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde letztlich sterben werden, wird sehr wenig hochqualitative Forschung betrieben zu dieser vielleicht wichtigsten und fundamentalsten Frage, der sich unsere Spezies gegenübersieht.
Der Verwaltungsrat (oder Board of Directors) des Instituts besteht aus 8 Personen, und neben Robert T. Bigelow (1945 geboren, Milliardär und Inhaber der Hotelkette Budget Suites of America) müssen wir da drei prominente Parapsycholegen erwähnen: den Reinkarnationsforscher Brian Weiss, Harold Puthoff und Jessica Utts.
Der erste Preis wurde dem US-Psychologen Jeffrey Mishlove zugesprochen, der zweite (300.000 Dollar — so viel wie für einen Nobelpreis!) dem niederländischen Kardiologen Pim van Lommel, der dritte dem Soziologen Leo Ruickbie, der in England tätig ist. Michael Tymn, dessen Blog wir öfter erwähnten, erhielt für einen Essay über die beste Phase der Parapsycholgie (von 1850 bis 1920) einen Ehrenpreis von 50.000 Dollar.
Das neue Institut gibt der darniederliegenden Parapsychologie einen neuen Impuls. Auch neue Ideen wären dienlich. Vielleicht auch (wahrscheinlich sogar) ist das genannte Forschungsfeld nicht mit den Methoden der herkömmlichen Wissenschaft zu beweisen. Man kann viele Bruchstücke zusammentragen, doch die eisenharten Rationalisten wird man nicht überzeugen können. Die Welt des reinen Geistes wird uns immer fremd bleiben, und nur Bilder und Metaphern können eine Brücke zu einem Verständnis bauen. Denken wir an die Anekdote, die uns Lenka Reinerová, glaube ich, überliefert hat. Ein alter Rabbi liegt im Sterben, und alle drängen ihn, doch zu sagen, was er erfahren habe, was er sehe. Der Rabbi stöhnt und ruft dann aus: »Es ist alles anders.«
Das Wort Parapsychologie ist schon derart belastet (etwa durch Scharlatane und Geschäftemacher), sodass etwa argentinische Parapsychologen in Buenos Aires, Argentinien, dazu übergingen, von »paranormaler Psychologie« (psicologia paranormal) zu sprechen, und unter diesem Etikett gelang es ihnen auch, das Feld in die Universität einzuschleusen.
Die verachtete Psi-Forschung braucht Geld. Bislang war ein Geheimtipp die Bial-Stiftung in Portugal, die seit ihrem Entstehen 1994 viel Geld ausgeschüttet hat und auch Randbereiche der neurologischen Forschung unterstützt. Auch Psi-Projekte kamen zum Zug. Bislang wurden 775 Projekte gefördert, an denen 1600 Forscher in 29 Ländern beteiligt waren; die ausgeworfenen Gelder beliefen sich pro Projekt von 5.000 bis 50.000 Dollar.
1960 wurde Chester Carlson, der Erfinder der Xerox-Kopiergeräte, auf Ian Stevenson aufmerksam, weil er einen Aufsatz des damals 42-jährigen Reinkarnationsforschers gelesen hatte. Carlsons großzügige Unterstützung erlaubte Stevenson, sein Berufsleben der Reinkarnation zu widmen, wodurch uns viel Wissen zuteil wurde, das in Büchern seinen Niederschlag fand.