Der Klimawandel trifft Afrika

Afrika weist den geringsten Ausstoß von Treibhausgasen auf — und ist am stärksten vom Klimawandel betroffen. So heißt es in der Tukolere Zeitung (Nr. 52, 2. Halbjahr 2021), die schon einige Zeit vorliegt, mir aber erst jetzt in die Hände geriet. Der Hilfsverein Tukolere Wamu (Heitersheim) finanziert Projekte in Uganda und Togo. Die Vereinsvorsitzende Gertrud Schweizer-Ehrler war vor Ort wie schon viele Male zuvor.

DSCN5226Die Wasserspiegel von Afrikas Seen steigen. Im Mai 2020 gab es zahlreiche Überflutungen in Ostuganda, Brücken und Häuser wurden weggespült. Frau Schweizer-Ehrler: »Berichterstattung in Europa — Fehlanzeige.« Das Niederschlagsmuster hat sich verändert: Die Regenfälle etwa in Uganda begnnen spät und dauern lang; eine Trockenzeit gibt es nicht mehr. Viele Getreidefelder wurden zerstört. Der Regen ließ zudem Wüsten in Blüte geraten, wonach Heuschreckenlarven ausschlüpften und zu einer Plage wurden. Im südlichen Afrika lebt die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Stiege die durchschnittliche Temperatur um mehr als 2 Grad an, wäre der Anbau von Mais, Hirse und Sorghum unmöglich. Was dann?

2022-02-03-0002Auch der Verlust der Artenvielfalt und die Zerstörung von Ökosystemen erschweren vor allem im Afrika südlich der Sahara das Leben. Von 1995 bis 2015 — in nur 20 Jahren — büßte Uganda zwei Drittel seines Waldes ein. Zwei Drittel! Die Bevölkerung wächst, das Land strebt nach Industrialisierung und holt sich Flächen, indem es Bäume abholzen lässt. Da ist der Schutz von Feuchtgebieten und von Nationalparks nur ein schwacher Trost. Tukolere Wamu hat daher vorgeschrieben, dass bei jedem ihrer Projekte 20 Bäume gepflanzt werden. Der Verein unterstützt einige Schulen in Uganda und hilft bei der Ausbildung von jungen Menschen. Im Bericht über die Projekte hieß es, ein Besuch in dem Dorf Kolonyi habe ergeben, dass von 252 Haushalten nur 46 eine Latrine hatten. 40 Familien teilen sich eine Müllgrube. (Bild oben links: die Biraha-Schule in Ostuganda)

Der Nordosten der Volksrepublik Kongo leidet noch unter den Nachwirkungen eines Stammeskrieges, bei dem in 5 Jahren 70.000 Menschen starben und 700.000 vertrieben wurden. Bewaffnete Gruppen machen die Gegend unsicher und plündern die ohnehin schon armen Bauern aus. Peter Ekutt berichtete:

In der gesamten Provinz (Ituri) werden Stimmen laut, um Kritik an der UN-Mission zu üben, die bereits seit 20 Jahren präsent ist, jedoch nur geringe Ergebnisse bei der Verbesserung der Sicherheitslage und der Menschenrechte erzielt hat. Die Bevölkerung fühlt sich betrogen und sich selbst überlassen. Wir stehen hier vor einer beispiellosen humanitären Katastrophe.

In Heft 1 für das Jahr 2022 (es gibt zwei Ausgaben pro Jahr) geht es um Behinderte in Afrika. In Entwicklungsländern beträgt ihr Anteil an der Bevölkerung 15 Prozent; in Deutschland sind es 9,5 Prozent. Häufig entsteht eine Behinderung durch Sauerstoffmangel bei der Geburt. Nicht selten wird dann die Mutter dafür verantwortlich gemacht, und manchmal werden Mutter und Kind verstoßen. Es kostet viel Kraft, unter solchen Bedingungen im ländlichen Afrika ein krankes Kind aufzuziehen.

2022-02-03-0001Laura Ehrler erzählt in dem Heft, wie im September 2021 Christine, eine 60-jährige Frau, mit dem kleinen, zwei Jahre alten Mustafa ins Salem-Hospital in Uganda kam. Mustafa war der Sohn ihrer jüngsten Tochter, die bei der Geburt 16 Jahre alt war. Der Vater rannte noch vor der Geburt weg und ließ nichts mehr von sich hören; und auch die Mutter verließ ihr Kind. Christine, die Großmutter, holt im Krankenhaus einen stärkenden Brei ab, den der Kleine schlucken kann, der unter einer Zerebralparese leidet. Sie fährt mit dem Motorradtaxi hin, das sie durch die Mieteinnahmen aus einem Grundstück bezahlt. Wir lesen:

Christine ist eine starke Frau, die nicht aufgibt, auch wenn sie immer wieder Schicksalsschläge erleidet. Vor einigen Jahren ist ein Teil des ursprünglichen Hauses von Christine abgebrannt. Eines der Kinder war unvorsichtig mit der Kerosin-Lampe. … Jetzt wohnt Christine in einer kleinen Lehmhütte, bestehend aus einem Raum. Ihren Lebensunterhalt sichert sie sich durch Landwirtschaft; ihr verstorbener Ehemann hat ihr eine Ackerfläche zurückgelassen, die sie bestellt, soweit sie es schafft.    

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