Psi-Szene Schweiz
Vor ein paar Tagen hatte ich von meinem ersten Besuch am Freiburger Institut erzählt, das Hans Bender 1950 gegründet hatte. Im selben Jahr gab Peter Ringger in Zürich die Zeitschrift Neue Wissenschaft heraus und gründete zwei Jahre später die Schweizer Parapsychologische Gesellschaft (SPG), die Anfang September ihren 60. Geburtstag feiert. Jetzt: die Psi-Szene Schweiz.
Endlich Zürich an der Limmat, in seiner ganzen Pracht1966 kam in Bern die Schweizerische Vereinigung für Parapsychologie (SVPP) hinzu, gegründet von Theo Locher, und als 1967 auf Anregung von Bender die Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel (PAB) gegründet wurde, waren die drei großen Schweizer Städte vertreten. So musste das sein. Nun – Achtung, die News! – haben die Berner das Handtuch geworfen, und die Basler schicken künftig ihre Referenten in die Schweizer Hauptstadt. Ich habe das aus einem Artikel von Lucius Werthmüller vom Basler Psi-Verein (so heißt der PAB seit 1990) in der aktuellen Psi-Info Nr. 25. Im Osten haben wir noch das Psi-Forum Ostschweiz (in St. Gallen).
In der Schweiz blüht die Szene. Ein kleines Land mit nunmehr immer noch drei Psi-Verbänden, nachdem die Berner aufgehört haben, weil zu wenig Geld da war. Früher, in den 1970-er Jahren, wollte man etwas wissen über die rätselhaften Phänomene, jagte den seltenen Büchern nach und ging zu Vorträgen. Meist traten dann graue Männer in staubigen Räumen auf und sprachen zwei Stunden über Felder und Wellen.
Heute ist Psi abgetaucht und hat der Esoterik Platz gemacht, in der es Events gibt und Strahlemänner und –frauen Bewusstseinserweiterung und Jenseitskontakte verheißen. Das Geld, das das kostet, gibt man gern aus, denn von diesen lächelnden, erfolgreichen Dozenten möchte man etwas abhaben. Die Basler haben das begriffen; die Berner klammerten sich eben zu lange an die Parapsychologie, die wahre Lehre, die heute nichts mehr gilt. Heute wollen alle etwas Tolles erleben, statt zuzuhören und Wissen zu sammeln.
In der Mitteilung von 2006 wird polemisiert: Bender habe die Neue Wissenschaft übernommen, sie aber bald einschlafen lassen; der zweite, noch unveröffentlichte Band der großen Spuk-Abhandlung (Band I: Spuk: Irrglaube oder Wahrglaube? Eine Frage der Menschheit) von Fanny Moser (1872–1953) sei wohl »in einer unergründlich tiefen Schublade« seines Schreibtischs verschwunden. Ich hatte den Stapel Blätter vor mir, mit der Schreibmaschine geschrieben waren sie, denn ich hatte um 1996 den Auftrag, mit dem Manuskript zu arbeiten und war auch weit gekommen. Aber dann verschwand das nun bearbeitete Manuskript erneut auf Nimmerwiedersehen.
Man könnte ja auch darüber lachen, wenn dieser eigenartige Okkultismus nicht so respektlos gegenüber dem Werk Verstorbener wäre. Peter Ringger jedenfalls schätzte den Humor und schrieb im Dezember 1950: »Eine der grössten Gefahren bei der Beschäftigung mit dem Okkultismus besteht darin, dass man sich von einem metaphysischen Ernst einspinnen lässt. Zugegebenermassen ist es nicht unbedingt eine ›fröhliche Wissenschaft‹, aber bestimmt auch keine todernste. Wer schon viele Geistergeschichten gehört und gelesen hat, wird zugeben müssen, dass sich in diesem Gebiete eine recht neckische Schar tummelt, die dem Menschen nicht nur das Gruseln beibringen will, sondern ihn auch mit Schabernack aufheitert.«
am 28. August 2012 um 10:28 Uhr.
Danke für diesen schönen Beitrag, der Neues bringt, Altes beleuchtet, kritische Fragen anklingen und Humor aufblitzen lässt und so ingesamt zum Nach-Denken anregt.