Flugverkehr (139): Die schöne Schleiereule

Nun habe ich ein paar schöne Eulen-Exemplare aus nächster Nähe gesehen und schicke noch ein paar Fotos hinterher, denn aller guten Dinge sind drei. Das war im Alpenvogelpark bei Grindelwald. »Arme Tiere!« rief ein Besucher aus; doch diese potenziellen Flugsubjekte waren dem Menschen zu nahe gekommen und nicht mehr in der Lage, sich Nahrung zu besorgen. Also brüten sie vor sich hin und bekommen kleine tote Küken zum Fraß hingelegt.

Sensationell ist die weiße Schleiereule. Sie soll eine der am weitesten verbreiteten Vogelart sein und kommt auf alen Kontinenten vor. Sie reckt ihren Hals und schaut dich unverwandt und so menschlich an, dass du fast mit ihr reden oder sie etwas fragen möchtest; seltsam ist das.

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Es sind stoische Vögel. Ulla-Lena Lundberg schrieb in ihrem Buch Sibirien über die Schnee-Eulen, die ich mir wie die Schleiereulen vorstelle:

Während das Weibchen auf den Eiern hockt, herrscht einträchtiger Friede. Das Männchen besorgt Futter für beide, und das schafft es ohne Mühe. Daher bleibt ihm viel Zeit zu sitzen. Stunde um Stunde. Tag auf Tag. Der Horst liegt auf einer Anhöhe, die jedem Wind ausgesetzt ist, aber dem Männchen gelingt es, irgendwo in der Nähe einen noch höher gelegenen Aussichtspunkt zu finden, und da hockt es, während der Wind pfeift und die Stunden vergehen. Nebel wälzt sich heran und zieht wieder ab, die Tage kommen und gehen ebenfalls, und das Männchen sitzt im Ansitz.

Eulen können ihre Augen nicht bewegen, dafür jedoch den Kopf um 270 Grad drehen. Es sind nachtaktive Tiere (wie die Katzen), wie wir schon erfahren haben. Am Tag ist mit ihnen nicht viel anzufangen, da dösen sie bloß so vor sich hin. Doch wie aktiv können sie in der Nacht in ihrer Voliere wohl sein? Vielleicht pflegen sie der Liebe, wenn sie zu zweit sind. Was bleibt sonst? Würde ich in der Nähe leben, ich würde nachts mal vorbeischauen.

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Der Steinkauz unten wirkt wie ein behäbiger Funktionär oder ein strenger Richter. Sein Kollege sieht etwas verdrossen weg. Zwar können sie in freier Wildbahn nicht überleben, aber was haben sie dafür? Ein paat Küken als Mahlzeit und sonst die reine Langeweile. Vögel in Käfigen sind immer ein trauriger Anblick.

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Fotos: Giovanna Braghetti

 

 

 

 

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