TestpilotInnen (13): Maria Kohr
Franz Dschulnigg sprach Anfang April für seinen Youtube-Kanal Empirische Jenseitsforschung mit Maria Kohr, die 1979 mit 21 Jahren bei einer Fehlgeburt eine Todeserfahrung machte. Ich will ihre Erzählung kurz wiedergeben; wer eine halbe Stunde Zeit hat, kann das Interview zur Gänze sehen. Es ist auf Deutsch, und Frau Kohr drückt sich gewandt aus.
Ein paar Details fand ich wunderbar. Jede Todeserfahrung ist ja individuell, nur die Grundstruktur ist dieselbe. Frau Kohr war plötzlich woanders, und hinter ihr befand sich eine Person, eine Art höherer Macht, nach der umzudrehen sie sich nicht getraute. Dann lief vor ihr ihr gelebtes Leben ab — in der Form einer Aneinanderreihung von Filmbildern, schilderte sie das. Über einigen Bildern tanzte je ein Flämmchen. Dann wurde der größte Teil der Filmschnipsel zu Staub, zerbröselte einfach; nur die mit den Flammen darüber blieben stehen. Da wandte sie sich doch um und fragte irritiert, was das bedeuten solle. War ihr ganzes Leben nichts gewesen? Sie erfuhr (wie immer sofort, telepathisch): Was etwas zähle und Bestand habe, seien die Situationen, in denen sie selbstlos und liebevoll gehandelt habe, ohne an sich zu denken.
Nun, viele Jahre später, frage sie sich in manchen Lebenslagen, wie sie ihre Reaktion wohl später im Lichte dieses Wissens bewerten würde? Es zähle nur, was mit »echter Herzensliebe« getan werde.
Als nächstes befand sie sich vor einer Nebelwand, von der sie später in einem Buch lesen sollte (bei Robert James Lees, der von 1849 bis 1931 lebte und The Gate of Heaven schrieb, deutsch: Jenseits der Nebelwand). Wege führten hinein, gelbe und weiße Wege, höher und niedriger. Hätte sie diese neblige Wand durchschritten, gäbe es kein Zurück mehr. Vor dieser Wand musste die Entscheidung fallen.
Hier wird uns ganz konkret — in einem Bild, das wir verstehen — der Übergang präsentiert, der unwiderrufliche. Eine andere Frau stand vor einer Tür und wusste: Wenn du die Klinke niederdrückst und eintrittst, hast du dich gegen die Rückkehr entschieden und wirst aufgenommen. Sie sah dann plötzlich die Krankenschwester an ihrem Bett weinen und wollte ihr ihren Tod nicht antun.
Frau Kohr dachte an ihren Mann, der dann neben dem Kind auch seine Frau verlieren und das nicht aushalten würde. Sie entschied sich für die Rückkehr — und flog zurück, durch Galaxien und vorbei an Sternen, und dann war sie zu Gast bei einer Universitäts-Veranstaltung, bei der sich die Männer auf Englisch unterhielten (was sie zu ihrer Überraschung verstand) und sich ganz toll fanden, aber sie dachte: Was für Banalitäten! Wissen sie nicht, was wichtig ist im Leben?
So kam sie zurück. Wie viele Zeugen einer derartigen Erfahrung hatte sie bis dahin (bis anhin, sagt der Schweizer) nichts davon gehört, und nach ein paar Versuchen, sich zu artikulieren, schwieg sie darüber. Erst viel später fand Maria Kohr den Mut, über ihr Erlebnis zu sprechen.