Vereinigungen
Müsste ich mich festlegen, dann würde ich das Double von Sculthorp, mit dem er verschmolz, für eine seiner früheren Inkarnationen halten. Irgendwo treffen wir uns alle wieder, und wir ähneln uns. Er war ja nur ein Eindringling; es war nicht geplant, dass er drüben bleiben sollte. Doch alle Leben, die wir hinter uns haben, sind mit den Personas der MPD-Störung zu vergleichen. Ich kann von den anderen nichts wissen, auch wenn wir uns womöglich gegenseitig beeinflussen.
Dass unsere Inkarnationen womöglich gleichzeitig stattfinden, ist eine Hypothese, die noch zu abenteuerlich klingt. Aber David Maginley etwa hält es für möglich, dass wir durch unser Verhalten andere unserer vielen Lebensläufe beeinflussen (und diese vielleicht auch uns hier). Doch das sei Artikeln über die Zeit vorbehalten. Doch eine Art Verschmelzung in der anderen Welt ist in vielen Religionen bekannt. Wir vereinigen uns mit unserer Überseele, also der Gesamtheit unserer Inkarnationen, was natürlich viel einfacher dargestellt wird.
In ursprünglichen Religionen ist das Double des Menschen seine Seele. In australischen Glaubenssystemen erreicht die Seele nach dem Abschied vom Körper in einer Höhle der Ahnen seinen himmlischen Doppelgänger und schließt sich ihm an. Im alten Ägypten fungierte das Ka des Menschen als sein Doppelgänger und konnte auch als verkleinertes Wesen in menschlicher Gestalt erscheinen. Besonders schön ist das in persischen Fragmenten dargestellt, im Mazdäismus. Henry Corbin (1903-1978), der französische Mythenkundler, hat das so beschrieben:
Der Berg Qàf, die Mutter aller Berge der Welt. Und dort (vor den smaragdenen Felsen, die sich ausbreiten), am Beginn der Chinvat-Brücke, vollzieht sich in der mazdäischen Dramaturgie der Seele die Konfrontation mit der archetypischen Gestalt, der himmlischen Person, von der das irdische Ich abstammt. Der Berg Qàf bezeichnet demnach die Grenze zwischen zwei Welten, der sichtbaren und der unsichtbaren. … Die bezauberte Seele fragt die junge Frau, die schöner ist als jede Frau auf Erden, wer sie sei, und sie gibt zur Antwort: »Ich bin deine Daênâ. Ich bin das Bild, das du für dich gewollt hast. Ich war schön, aber du hast mich noch schöner gemacht.«
Der Mythos vereinfacht immer und gleicht darin dem Märchen. Wir wissen mehr, doch das kann ganz schön verwirrend sein! In Das geeinte Ganze hatte ich bereits über Robert Monroe geschrieben und die außerirdischen Zetas, die seine Beobachtungen bestätigten. Monroe unternahm zahlreiche astrale Reisen und erfuhr viel von seinen Begleitern und Helfern dort. Er war mit seinem Astralkörper unterwegs, der mit der Silberschnur noch mit seinem irdischen Krörper verbunden war. In der Anderen Welt jedoch befindet sich unsere Überseele, unser Mentalkörper, bestehend aus allen Erfahrungen vergangener (oder gegenwärtiger?) Leben. Monroe nannte das sein Ich-Dort oder ID und war fasziniert, wie er in Ultimate Journey schrieb:
Mein Ich-Dort — das ID, das jeder von uns besitzt und in dem alle vorhergehenden und gegenwärtigen Leben enthalten sind — streckte sich nach oben aus, hob sich vom Boden ab und schwebte langsam über der Menge aufwärts gerichteter Gesichter. (…)
Ein anderes Mal schlüpfte Monroe durch eine Barriere und sah:
Jenseits der Barriere gab es hunderte über hunderte von wogenden Strahlen aus vielfarbigem Licht. Unsicher streckte ich die Hand aus und berührte den nächstgelegenen. In meinem Geist ertönte eine sonore männliche Stimme:
Sieh an, Robert! Deine Neugier zahlt sich wieder einmal aus!
Ich zog mich eilig zurück, doch das leise Lachen blieb bei mir. Auf der Stelle näherte sich ein anderer leuchtend malvenfarben schimmernder Strahl. Diesmal war die Stimme weiblich:
Aber sicher, Bobby! Du bist doch nicht durch und durch männlich!
Und das war nur der Anfang. (…) Jetzt erkannte ich, dass jeder Lichtstrahl ein Strang von mir selbst war, eine meiner Ich-Dort-Persönlichkeiten, komplett mit eigener Lebenserfahrung. Innerhalb meines Ich-Dort war für jede Persönlichkeit ein entsprechendes, sehr detailliertes Lebensmuster untergebracht. (…) Die Verständigung bereitete keinerlei Probleme, da ich ja mit mir selbst kommunizierte.
Es gilt, alle Leben zusammenzuführen und den Aufbruch zu planen. Robert Monroe hing sehr an seiner Frau, Nancy Penn Monroe, die vor ihm gestorben war und die er seine »Silver Queen« nannte. Er beendete sein Buch mit den Sätzen:
Zumindest weißt du, dass deine Silver Queen beim Großen Aufbruch an deiner Seite sein wird, dann, wenn wir uns im fünfunddreißigsten Jahrhundert alle gemeinsam verabschieden.
Was willst du mehr?