Der Buddhismus und das Wort
Weisheit, Nirwana, Glück — darüber haben uns die wertvollen 366 Lesungen aus dem Buddhismus bereits etwas gesagt. Fehlt: die Liebe. Sie wird selten erwähnt. Distanziert soll sie sein, auf das Äußere soll sie keinen Wert legen und zur Anhaftung soll sie auf keinen Fall führen. Interessanter sind sicher die sprachkritischen Bemerkungen, von denen ich zwei gefunden habe.
Wörter als Instrumente des Dualismus
Die meisten Philosophen erkennen nicht, dass die Außenwelt vom eigenen Geist (mind) herrührt. Und sie erkennen nicht, dass die Art und Weise, wie der Geist arbeitet, auch vom eigenen Geist herrührt. Diese Philosophen stellen sich irrigerweise vor, dass Konzepte innerhalb des Geistes äußeren Realitäten entsprechen. Daher schätzen diese Philosophen den Dualismus zwischen diesem und jenem; sie lieben es, zwischen einem Objekt und dem anderen zu unterscheiden. Das hauptsächliche Instrument dieses Dualismus ist die Sprache; Wöerter werden benutzt, um zwischen einem Objekt und dem anderen zu unterscheiden. (…)
Wörter und Bedeutung
Wenn wir über transzendentale Intelligenz nachdenken, sollten wir sorgfältig über das Verhältnis zwischen Wörtern und ihrer Bedeutung nachdenken. Wörter drücken Bedeutungen aus. Aber sie hängen von Unterscheidungen und dem Erinnerungsvermögen ab sowie vom Klang der Vokale und Konsonanten, wodurch Bedeutung von einer Person auf die andere Person übertragen werden soll. Wörter sind nur Symbole und können die beabsichtige Bedeutung niemals vollständig ausdrücken; der Zuhörer mag die Absicht des Sprechers voll und ganz missverstehen.
Bedeutung wird durch Wörter erhellt, wie ein Gegenstand durch eine Lampe beleuchtet wird. … Durch Wörter können wir die Bedeutung von Buddhas Lehren ermessen und danach erleuchtet sein. Darum sind Wörter das Mittel, durch das perfekte Weisheit begriffen und festgehalten werden kann.
Ihr solltet euch aber nicht auf die wörtliche Bedeutung festlegen; ihr solltet euch nicht an die Meinung klammern, dass Wörter und Bedeutungen einander entsprechen. Bezogen auf Nirwana, trennt eine unendliche Distanz das Wort von seiner Bedeutung.
Wörter sind Symbole; wir denken an Cassirer. Es gibt so viele Arten, etwas in Worte zu fassen. Manchmal bin ich enttäuscht, wenn ich einen manipogo-Beitrag geschrieben habe. In der Sprache kann Magie stecken, und man muss einen glückhaften Moment erwischen, um sie herauszuzaubern.
Vor kurzem las ich noch einmal Himmel und Hölle von Emanuel Swedenborg, der 1755 erschienen, und da stieß ich auf die folgende Stelle:
Weil die Rede der Engel unmittelbar aus ihrem Gefühl hervorgeht (…), so können die Engel in einer Minute das ausdrücken, was der Mensch nicht in einer halben Stunde vermag, und können auch durch einige Worte darstellen, was auf vielen Blättern beschrieben ist, auch davon bin ich durch vielfache Erfahrung gewiss geworden.