Fuggers Maschine

Gestalten und Mächte von Carl Jacob Burckhardt habe ich ein wenig überstrapaziert, aber ein Beitrag dazu muss noch sein, dann stecke ich das Buch in meine Bibliothek. 14 Kapitel sind darin und so viele Weisheiten, die man weitergeben möchte, doch heute beschränken wir uns auf Beobachtungen, die uns »hier und heute« etwas sagen. 

DSCN4135Der Historiker spricht von den freiheitsbewussten Städten und bemerkt, dass ihnen gefährlich wurde

das rasche und mächtige Anwachsen des Reichtums einzelner Handelshäuser … Großkaufleute waren Gläubiger von Kaiser und Königen, sie bildeten ein unangreifbares Konsortium; das Bürgertum als solches aber hat hat keinen Anteil an ihren Geschäften gehabt. 

Die Städte verloren nach 1500, als die Fugger und andere aufkamen, an Macht, es ging nur noch um den Handel und Geld, und die Gier (nach den Besitztümern der Kirche) trug auch zur Reformation bei und diese zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der Deutschland verwüstete. Burckhardt:

Damals ist etwas kaum Wiedergutzumachendes geschehen. Die städtischen Bürgerschaften wurden immer verschüchterter und kleinlauter; an Stelle ihres alten Trotzes trat das Verderblichste, das Subalterne, der servile Geist, der in seiner Umkehrung dann jeweils die Hölle zu entfesseln vermag.

Für die Handelshäuser haben wir heute weltumspannende Organisationen wie Amazon und Google (in Deutschland Volkswagen und Bayer), gegen die keine Regierung etwas unternimmt, und die Welt läuft dahin wie ein Sportwagen auf der Autobahn ohne Boxenstopps (wenn nicht ein Virus eindringt); jeder einzelne Bürger ist im Visier der Verkäufer, wird zum Konsumenten und lässt sich gern zum Konsumenten machen, die Schlote rauchen, denn es wird immer noch wie wild Handgreifliches produziert, und dieser Wahnsinn wird nicht zu stoppen sein, also wird Deutschland, werden andere Länder womöglich wieder verwüstet werden — durch Sonneneinstrahlung. Irgendwann.

Dann noch was zur Freiheit. Burckhardt verehrt den Freiherrn von Stein (1757-1831), den preußischen Staatsmann: »Freiheit war sein Lebenselixier.« (Wikipedia hat für ihn 13 Seiten, aber wer kann da noch etwas behalten? Da sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Da wäre Lektorat nötig) Der Freiherr schrieb etwa:

Ich halte es für wichtig, die Fesseln zu brechen, durch welche die Bürokratie den Aufschwung der menschlichen Tätigkeit hemmt. Ihre Anhänglichkeit an das bloß Mechanische möchte ich zerstören.

Der Freiherr war gegen das Beamtentum, das heute ein Anachronismus ist, doch sich hält, weil es zu viele von ihm profitieren. Freiheit wird außerdem leicht fiktiv, und der Mensch wird bequem. Bis dann einer kommt, der den Idealisten und Träumer in ihm aufzuwecken in der Lage ist: ein Volkstribun, ein Populist. Schopenhauer dazu:

Begriffe wie Recht, Freiheit, das Gute, das Sein aneinanderzureihen macht den Deutschen ganz schwindlig; er gerät alsbald in eine Art Delirium und fängt an, sich in hochtrabenden, hohlen Phrasen zu ergehen, statt dass er die Realität ins Auge fasst …

 

 

 

 

 

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