Geräusch und Stille
Früher, als ich jung war, hörte ich zu Hause andauernd Musik. Auch laut und sehr laut, versteht sich. Nun, seltsam, verbringe ich meine Abende in Stille (wenn ich nicht einen Problemfilm auf Youtube betrachte). Ich sehe nicht fern, meine CDs verstauben, streaming ist auch nichts für mich, und so arbeite ich konzentriert vor mich hin, wie es dem Buddhisten gefallen würde.
Paramahansa Yogananda schrieb:
Ich werde keine verehrenden Worte schreien oder flüstern, die meine Liebe zu Dir vorspiegeln; in göttlicher und inspirierter Sprache werde ich meine Hingabe an Dich ausdrücken, und ich bekunde sie mit meinem ganzen Herzen.
Deine Stimme ist das Stillschweigen, und in der Stille meiner Seele möchte ich hören, wie Du zu mir sprichst.
Sag mir, o Ewige Mutter, dass Du, die ich nicht einmal kenne, mich immer geliebt hast.
Im Dhammapada steht geschrieben unter der Überschrift Ein leeres Haus:
(…) Ein friedlicher Geist ist wie ein leeres Haus. Wenn du in ein leeres Haus eintrittst, findest du Schweigen und Stille. Durch Meditation trittst du in deinen eigenen Geist ein, und wenn in deinem Geist Frieden ist, wirst du Schweigen und Stille finden.
Ein friedlicher Geist wird durch das Licht der Wahrheit erleuchtet. Wenn du dieses Licht klar und deutlich in deinem Geist wahrzunehmen vermagst, erfährst du die perfekte und ewige Verzückung von Nirwana.
Wenn du den Pfad entlang zu Nirwana wandeln willst, musst du zuerst lernen, deine Sinne zu kontrollieren und dich nach den höchsten moralischen Grundsätzen zu richten. Freunde dich mit Menschen an, die ebenso diesen Pfad gehen wollen, so dass ihr euch gegenseitig bestärken könnt.
Lass die Liebe deine Handlungen leiten. Erfülle deine Pflichten mit allem, was dir zur Verfügung steht. Dann wirst du den Pfad betreten, der wegführt vom Leiden und hin zur perfekten Freude.
Philosophisch wird es in der Mahayana-Weisheit, wenn es darum geht, Lärm und Stille zu überwinden:
Die Natur des Klangs wird in Geräusch und Stille gleich empfunden; wenn das Geräusch der Stille Platz macht, wandelt sich die Natur des Klangs vom Sein zum Nichtsein. Wenn kein Klang hörbar ist, sind die Menschen rasch der Meinung, das Hören sei ausgeschaltet; doch sogar in der Stille sind Gehör und Geist bereit, zu lauschen. In der Tat ist das Gehör gerade dann, wenn nichts zu hören ist, besonders aufmerksam, und wenn es etwas zu hören gibt, ist das Gehör am entspanntesten. Menschen können Stabilität und Dauer nur dadurch erlangen, dass sie Lärm und Stille gleichermaßen transzendieren.
Wenn der Geist im Traum ruhig geworden ist, zeigt sich das Gehör immer noch angeregt. Das beweist, dass das Gehör über das bewusste Konzept von Körper, Sprache und Geist hinausgehen kann. Das Hörvermögen ist in Wahrheit dazu in der Lage, spirituelle Klänge wahrzunehmen; es kann Geräusch und Stille überwinden. Doch die meisten Menschen sind für spirituelle Klänge taub, also nehmen sie nur Lärm oder Stille wahr — die andauernd den Geist stören.