Ein Schalker für Freiburg

Zu dieser unsäglichen Fußball-Weltmeisterschaft, die heute Abend in Qatar beginnt, soll es auf manipogo auch einen Fußball-Beitrag geben. Toni Nachbar von der Zeitung zum Sonntag hat am 31. Juli einen Beitrag verfasst, aus dem ich mich jetzt, fast vier Monate später, bediene. Es geht um die Vorgeschichte des Fußballs in Freiburg im Breisgau, es geht um Karl-Heinz Bente. 

Freiburg, das ist immer auch die Universität. Sie wurde 1457 gegründet, genau 500 Jahre vor meiner Geburt. Und Studenten bildeten hauptsächlich die Mannschaft des Freiburger FC, die 450 Jahre nach der Gründung der Uni den ersten und einzigen deutschen Meistertitel für die Stadt holte. Das war an einem Pfingstsonntag, am 19. Mai 1907. Favorit im Mannheimer Stadion war Viktoria Berlin, doch der FC — erst zehn Jahre zuvor von Gymnasiasten ins Leben gerufen, die englischen Kadetten den Sport abgeschaut hatten — gewann mit 3:1, was vor allem Mittelstürmer Sepp Glaser zu danken war.

OIPffcccDann zerfiel die Akademiker-Elf, weil Studenten nur eine begrenzte Zeit die Universität besuchen. 1949 stand der Freiburger FC noch einmal in einem Endspiel (um die »Zonenmeisterschaft«), unterlag aber dem 1. FC Kaiserslautern. Dann kam nichts mehr. Ein Versuch, in die 1963 gegründete Bundesliga zu kommen, scheiterte. Der FFC kickte routiniert in der Regionalliga Süd, und Anfang der 1990-er Jahre gehörte auch Christian Streich, heute langjähriger SC-Trainer, zum Team.

1978-79-bente-karl-heinzAus den Jahrzehnten des Freiburger FC in seinem Mösle-Stadion kristallisiert sich ein Name heraus: Karl-Heinz Bente. Geben wir Toni Nachbar das Wort:

Der gebürtige Gelsenkirchener, Jahrgang 1941, und ehemaliger Junioren-Nationalspieler, führte den FFC als unumstrittener Mittelfeld-Chef durch die erfolgreichsten Zeiten in den 60ern in der Regionalliga Süd und in der zweiten Bundesliga — Ende der 70er. als er im Januar 1984 — damals Trainer beim Offenburger FV — bei einem tragischen Verkehrsunfall tödlich verunglückte, erklärte SC-Präsident Achim Stocker, Bente sei der beste Fußballer gewesen, den Freiburg bis dato gesehen habe. 

Bente konnte anscheinend in unbeschreiblicher Manier das Spiel an sich reißen. Ein Mitspieler sagte, sein Vertrauen in den Chef sei unerschütterlich gewesen: »Man hatte das Gefühl, an seiner Seite kann dir nichts passieren. Aber wehe, wenn du seine Ansprüche während des Spiels nicht erfüllt hast.« Karl-Heinz Bente empfahl sich dann 1980 zum SC Freiburg und war dann der dienstälteste Spieler der Fußball-Bundesliga. Der FFC stieg ab, sank immer tiefer.

Kazimierz_DeynaEs war wohl der tödliche Unfall Bentes, der mich an Kazimierz Deyna aus Polen denken ließ. Wie Bente war er 1941 geboren, in Danzig, und 1989 spielt er zum Abschluss seiner Karriere bei den San Diego Sockers. Am 1. September 1989 raste er mit seinem Dodge, weil er vermutlich eingeschlafen war, in ein stehendes Auto und war sofort tot.

Auch Kazimierz Deyna war Mittelfeldregisseur und einer der besten Spieler der Welt. Er trug dazu bei, dass Polen 1974 bei den Fußball-Weltmeisterschaften den dritten Platz belegen konnte. Habe ich nicht in Tod am Tiber die damalige Mannschaftsaufstellung wiedergegeben? Lato war dabei und Gadocha. In 97 Länderspielen schoss Deyna 41 Tore.

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