Feuer!

James Hutton wies uns vorgestern auf das Vulkanwesen hin, das unterirdisch die Welt befeuert. Wir sollten uns also mit der Mythologie des Feuers beschäftigen. Ich kam von der Arbeit heim, um darüber nachzudenken, und da ging es schon wieder los: Ein Freund lud mich zu einem Feuer im Garten ein, es sei ja ein milder Herbstabend, und Giovanna hatte nach ihrer 4. Impfung erhöhte Temperatur.

Irgendwo las ich:

Das Feuer ist der Gemahl der Erde.

RshinnnWir wissen, dass die drei hebräischen Mutter-Buchstaben Aleph, Mem und Shin (links zu sehen) sind. Aleph steht für den Wind (und den Geist), Mem für das Wasser, Shin für das Feuer. Die Erde ist die Bühne für die wirkenden Kräfte. Der Kabbalist von glorian.org schreibt:

Der Buchstabe Shin repräsentiert die drei feurigen Aspekte der drei hauptsächlichen Kräfte, in denen wir nicht nur Feuer, sondern auch Luft finden, und wir erinnern uns, dass wir Feuer (esch) mit aleph und shin schreiben, und das ist die Schönheit darin.

2021-04-28-0007Die drei hauptsächlichen Kräfte sind in der Kabbala Kether, Chokmah und Binah, im Christentum Vater, Sohn und Heiliger Geist, im Hinduismus Brahma, Vishnu und Shiva. Das Feuer haben wir im Gehirn, in Hand und Arm und in unseren Sexualorganen. Das Feuer treibt an und transformiert. Jenseits von jenseits (der hauptsächlichen Kräfte) wirkt zunächst Ain Soph Aur, das noch nicht manifestierte Universum mit seinem Licht, das in Indien durch Agni dargestellt wird, den Gott des Feuers. Das ganze Universum trägt Feuer in sich.

Shin ist im Herzen verankert, Aleph im Kopf, Mem in den Geschlechtsorganen. Das Herz sondert starke Gamma-Strahlung ab, es belebt und befeuert uns und unsere Umwelt. Der Kabbalist schreibt:

Wir müssen die kommende Welt aus dem Inneren heraus gestalten. Befreiung wird nicht durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe erreicht. Die kommende Welt müssen wir gestalten, indem wir mit dem Feuer arbeiten, das in uns ist, nicht außerhalb. 

Die indische Göttin Shiva trägt einen Dreizack wie der Buchstabe Shin. Sie kann schaffen und zerstören, und der Kabbalist erinnert an den Spruch, Gott sei ein verzehrendes Feuer. Das Feuer reinigt und erleuchtet gleichzeitig: darum das Fegefeuer der Christen und das Zeitalter der Aufklärung, die Illumination. »Blitzartig« wird uns etwas klar. Die Apostel hatten an Pfingsten kleine Flammen auf ihren Köpfen, weil der Heilige Geist als Feuer auf sie niederkam.

Bei den Römern hieß der Gott des Feuers Vulcan, und er war verwandt mit Hephaistos, dem Schmied der Götter bei den Griechen. Dieser hatte die schöne Aphrodite geheiratet, die ihn jedoch mit Kriegsgott Ares betrog. Hephaistos ist das männliche Pendant zu Athene: Er verleiht Künstlern Inspiration, und Feuer braucht es, und man denkt an duende, diese rätselhafte Kraft der Andalusier, die laut Federico García Lorca von den Fußsohlen emporsteigt und den Kopf erreicht, und dies erinnert stark an das Phänomen Kundalini der Inder, bei dem eine Energie das Rückenmark hochschießt und zur Ekstase führt.

All das ist Feuer, die zerstörende und produktive Kraft, der ein starker Wind nicht nahekommt und das Wasser auch nicht. Bewahren wir uns die göttliche Begeisterung!

 

Dazu etwas Musik:

Burn von Deep Purple (1975 live in Japan) — Fire von Arthur Brown und Alice Cooper (2011 in London)

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