Sprüche und Pfeile

In Turin schrieb Friedrich Nietzsche seine Götzen-Dämmerung. Sein Vorwort datiert vom 30. September 1888. Drei Monate später, am 3. Januar 1889, verfiel der Philosoph der geistigen Umnachtung und starb am 25. August 1900 in Weimar, 56 Jahre alt. Seine 44 Sprüche und Pfeile in der Götzendämmerung enthalten aber noch ein paar treffende Spitzen; hier eine Auswahl daraus. 

Auch der Mutigste von uns hat nur selten den Mut zu dem, was er eigentlich weiß … (2.)

Um allein zu leben, muss man ein Tier oder ein Gott sein — sagt Aristoteles: Fehlt der dritte Fall: man muss Beides sein — Philosoph … (3.)

Ich will, ein für allemal, Vieles nicht wissen. — Die Weisheit zieht auch der Erkenntnis Grenzen. (5.)

Man erholt sich in seiner wilden Natur am besten von seiner Unnatur, von seiner Geistigkeit … (6.)

Wie? ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein Fehlgriff des Menschen? — (7.)

Aus der Kriegsschule des Lebens. — Was mich nicht umbringt, macht mich stärker. (8.)

Dass man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! dass man sie nicht hinterdrein im Stiche lässt! — Der Gewissensbiss ist unanständig. (10.)

Hat man sein warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem wie? — Der Mensch strebt nicht nach Glück, nur der Engländer tut das. (12.)

Sich in lauter Lagen begeben, wo man keine Scheintugenden haben darf, wo man vielmehr, wie der Seiltänzer auf seinem Seile, entweder stürzt oder steht — oder davonkommt … (21.)

»Böse Menschen haben keine Lieder.« — Wie kommt es, dass die Russen Lieder haben? (22.)

Wie wenig gehört zum Glücke? Der Ton eines Dudelsacks. — Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Der Deutsche denkt sich selbst Gott liedersingend. (33.)

Bist du echt? oder nur ein Schauspieler? Ein Vertreter? oder das Vertretne selbst? — Zuletzt bist du gar bloß ein nachgemachter Schauspieler … Zweite Gewissensfrage. (38.)

 

 

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