Wir kennen uns

Wir sehen uns und grüßen uns, denn wir kennen uns. Nehmen wir aber einmal an, du würdest einen halben Meter hinter mir stehen, schräg versetzt. Ich würde spüren: Da ist jemand. Würde ich richtig tippen? (Da sollte man mal ein Experiment anstellen.) In der Anderen Welt wüsste ich sofort, wer hinter mir ist. Das lassen wir uns erklären.

Bei Sanaya — die Gruppe im Jenseits, die Suzanne Giesemann einiges verrät — fand ich eine Aussage darüber.

Wir drüben tragen keine Namen. Wir kennen uns von unserem Licht, von unserer Energie.

Namen bräuchten wir ja auch nicht. Wir kennen uns eben. Aber vermutlich spielt auch hier in unserer Welt viel mehr mit, als wir ahnen. Um uns ist ja eine Aura, die Kleider auch nicht verdecken können. Leider spüren wir sie nicht — oder nur irgendwie unbewusst —, weil wir so sehr aufs Sehen konzentriert sind. Unsere Blicke und unsere Äußerungen werden wahrscheinlich auch von Energieströmen begleitet, die wir gleichfalls nur vage wahrnehmen. Aber sie sind da, diese Ströme.

Ich kam auf das Thema durch Katharina Straetling, die kürzlich Franz Dschulnigg für Empirische Jenseitsforschung von ihren spirituellen Erlebnissen berichtete. Was sie sagte, haben wir schon oft gehört. Sie habe jemanden »mit den Augen des Geistes« wahrgenommen; ihre Großmutter war ganz in ihrer Nähe, und sie wusste es, obgleich sie sie nicht sah. Die Großmutter sei ohne Körper gewesen, aber es war unverkennbar sie.

Donohoe_2swÜber eine unsichtbare Präsenz, die Bergsteiger in der Höhe spüren, habe ich einmal, 1998, für den Alpenverein geschrieben. Einige Bergsteiger hatten das Gefühl, von einem »Phantom-Gefährten« (Begriff von Herbert Tichy) begleitet zu werden, dessen Identität indessen unklar blieb. Vielleicht war es ja ein jenseitiger Helfer, der jedoch so deutlich zu spüren war, dass die Kletterer ihm ein Getränk oder etwas zu Essen anboten oder ihm spontan eine Frage stellten. Doug Scott empfand einen Begleiter 1975 am Everest, Hermann Buhl und Frank Smythe kannten das Phänomen auch. Berühmt geworden ist der Marsch 1915 von Ernest Shackleton, Crean und Worsley 36 Stunden durchs polare Eis. Die drei gaben sich zu, sie hätten deutlich die Anwesenheit eines vierten Mannes gespürt.

542701-35186p07bj9»Mit den Augen des Geistes« habe er sich selbst sich entgegenkommen sehen, schrieb Goethe einmal, und auch der Apostel Paulus wählte manchmal diese Formulierung. Vielleicht muss man das selbst einmal erlebt haben, um richtig zu begreifen, was das bedeutet. Übrigens sehen die Geister (nach Aussagen zu urteilen, die Medien überliefert haben) uns nicht richtig. Sie sehen nur Strahlung, kaum Gegenstände, und von uns sehen sie unser Licht, und wer medial begabt ist, leuchtet regelrecht.

Dazu fiel mir ein, dass wir in Träumen jemanden gar nicht sehen müssen, um behaupten zu können: Sie war da. Wir wissen es einfach. Unser Astralkörper, der in Träumen zuweilen unterwegs ist, reagiert genauso wie die Geister der Anderswelt. Er erkennt geliebte Menschen an ihren Schwingungen. Menschen, die ihren verstorbenen Partner nahe bei sich fühlen, haben auch keine Zweifel: So fühlte es sich an, wenn er oder sie in der Nähe war. Es ist evident oder offensichtlich, und nur wir können das behaupten. Die, die wichtig für uns sind, werden wir eines Tages erkennen. Wir brauchen keine Augen dazu und nicht einmal unseren Mund, denn die Gedanken wandern hin und her, weil kein dichter Körper sie behindert.

 

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