Übers Kino

Zum ersten Mal konnte ich etwas auf Netflix sehen, weil jemand ein Abonnement hatte. Viele haben Netflix abonniert, das ist der angesagte Kanal und nunmehr fest etabliert. Das Kino hat’s schwer dagegen. 

Irgendwo hatte ich das mal erwähnt: Dass Frankreichs Kinoschaffende besorgt sind, wie ich einer Zeitung entnahm. Viele Krisen hat das Kino überwunden, doch Netflix und Streaming sind Kräfte, gegen die es kaum mehr ankommt. Die Kinos merken es als erste, und dann die unabhängigen Produzenten. Die Programmkinos, die wir so gern besuchten, werden aussterben, und kritische Autorenfilme wird es auch kaum mehr geben. Der Mainstream drückt eben alles platt.

REin paar Folgen sah ich auf Netflix von Locke & Key, einer Serie, die in einer alten Villa spielt, in die eine Familie nach dem Tod des Vaters eingezogen ist. Eine dunkle Vergangenheit; ein verhextes Haus; und mit Anleihen von Kubricks Shining und Alice im Wunderland ist eine durchaus spannende Geschichte entstanden. Böse Geister und die Verstorbenen ziehen die Zuschauer immer in ihren Bann, auch wenn das alles offiziell nicht existiert. Die junge Mutter fährt Volvo, das ist erfreulich.

thEine halbe Stunde sah ich von Glass Onion, einem Film von Bond-Darsteller Daniel Craig, der wohl eine Bond-Persiflage drehen wollte. Da ist ein reicher Mann auf einer Insel und lädt acht Leute ein zu einem Krimispiel, bei dem dann ein paar sterben werden. Es gibt schrille Typen, die Musik ist wie bei Bond, ein Mädchen wie Halle Berry taucht auf, es wird viel geredet, und alles kreist irgendwie unmotiviert um sich selbst. Ein überflüssiger Film, fand ich.

Avatar 2 hat Giovanna gerade gesehen, und sie war enttäuscht. Es ist die Fortsetzung des Avatars von 2009, Mann lernt Frau kennen, und am Ende haben sie sogar Kinder, vier Stück. Typisch amerikanisch: das Familienglück. Da denke ich an das Dutzend Weihnachtsfilme, die im Netflix-Angebot stehen, meine Güte, auch da, ich möchte wetten, geht’s um dramatische und traurige Geschichten, die mit Tränen des Glücks unter dem Weihnachtsbaum enden.

Das wird dann jeweils im Sommer runtergekurbelt mit dem Zynismus, der professionellen Filmleuten eigen ist. Wahrscheinlich amüsieren sie sich bei den Dreharbeiten und trinken viel Whisky dabei, anders hält man das nicht aus. Aber muss das sein? Muss man da mitmachen? Wir werden überschwemmt von diesen Machwerken, seit Jahrzehnten werden wir kulturell infiltriert aus den USA, und ein echtes Gegengewicht fehlt.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.