Flugverkehr (153): Telepathie aus dem Flugzeug
Das US-amerikanische Medium Arthur Ford (1896-1971) war in meiner Jugend sehr bekannt, und an sein Buch Bericht vom Leben nach dem Tode erinnere ich mich vage. Eine schöne Luftfahrt-Geschichte steht drin, und auch der Absturz des Luftschiffs R-101, vor langer Zeit erwähnt, kommt vor. Machen wir übermorgen.
Ford schreibt, Ende der 1920-er Jahre habe die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen gesteckt. Der amerikanische Journalist Goldstrom fragte in einem Interview Sir Arthur Conan Doyle — er wurde zum Spiritualisten, nachdem er Sherlock Holmes geschaffen hatte —, ob Telepathie wohl auch im Flugzeug funktionieren würde. Ob da Botschaften von der Erde ankämen? Sir Conan Doyle meinte, man solle es einfach ausprobieren. Doch dann starb er. (Oben links Ford, rechts Conan Doyle.)
Zwölf Jahre später (also vermutlich um 1940) wollte Goldstrom das Projekt verwirklichen und wandte sich an Ford. Dieser warb das Medium Miss Maina Tafe an. Mit von der Partie waren ein bekannter Hals-Nasen-Ohren-Arzt, die Witwe eines Tenors, ein Parteifeund des New Yorker Bürgermeisters La Guardia, ein vorurteilsfreier Journalist und schließlich — neben Ford und Goldstrom — die Prinzessin Rospigliossi, eine enge Freundin Sir Conan Doyles. Es waren also acht Passagiere. Schwieriger war es, einen Piloten zu finden, der mit Leuten aufsteigen wollte, die Gedanken aufzufangen wünschten, gern auch solche von Toten. Schließlich meldete sich einer, und eine Maschine wurde für 60 Minuten gemietet.
Alle schnallten sich an, und der Start ging gut. Das Medium saß zwischen dem Arzt und dem Journalisten Goldstrom. Das Flugzeug ging auf 2400 Meter Höhe. Miss Tafe kam schnell in Trance, und bald danach war aus ihrem Mund die Stimme von Sir Arthur Conan Doyle zu vernehmen. Er sagte, dass er sich gut erinnere, wie ihm vorgeschlagen worden sei, Telepathie aus dem Flugzeug zu versuchen. Dann teilte er in seiner üblichen offenen Art der Prinzessin ein paar Details mit, die nur ihr etwas sagten. Danach waren mehrere Stimmen zu hören, und darunter war jene des Sohnes des Arztes, der vor einiger Zeit in Wien gestorben war.
Ford erzählte:
Und dann meldete sich Floyd Bennett, der Luftfahrtpionier, der 1926 als erster den Nordpol überflogen hatte und zwei Jahre darauf während der Rettungsaktion für die auf Greenly Island notgelandeten Atlantikflieger Köhl, Hünefeld und Fitzmaurice schwer erkrankt und gestorben war. Goldstrom und ein weiterer Teilnehmer konnten seine Stimme eindeutig identifizieren. Sie sagte: »Ihr fliegt jetzt gerade über den Flugplatz, dem man meinen Namen gegeben hat.«
Das könne nicht sein, antwortete Goldstrom. Sie hatten doch die Küste von New Jersey entlangfliegen wollen. Der Pilot wurde gefragt, wo sie sich befänden. »Genau über dem Floyd-Bennett-Flugplatz«, kam zurück. Wegen schlechter Sichtverhältnisse habe er den Kurs ändern müssen. Dann, in größerer Höhe, wurden die Stimmen wieder klarer. Ford:
Es meldeten sich Personen, die in England, in Österreich und in verschiedenen Teilen Amerikas gestorben waren. Alle sprachen sie in dem ihnen eigentümlichen Tonfall … In manchen Fällen waren es längst vergessene Bekannte, und es dauerte eine Weile, bis der Teilnehmer sich des Verstorbenen wieder entsann. (…)
Wieder über der City von New York erwachte Miss Tafe. Für sieben erfahrene Medienforscher ging die spektakulärste und zugleich ergreifendste Séance ihres Lebens zu Ende. Ich stieg die Gangway als erster hinunter, und wieder auf festem Erdboden, sah ich in die Gesichter der anderen Passagiere, die allesamt einen seltsam abwesenden Eindruck machten. War das verwunderlich? Von so fern kehrt niemand unverändert wieder.