Weitere Körper und Seelen

Jetzt müssen wir schon weitermachen und kurz behandeln, wie es um Seele und Körper im Islam und im Judentum, bei Buddhisten und Hinduisten bestellt ist. Es soll nur einigermaßen vollständig sein und nicht zu ausführlich werden. 

2020-12-02-0004Im Islam besitzt der Mensch einen Geist (ruh) und einen Astralkörper (riwan). Der Todesengel holt den Ruh au dem Körper und nimmt ihn mit. Über ihn, den Menschen bei Erschaffung, heißt es in Sure 15,29:

Als ich ihm Gestalt gegeben und in ihn meinen Geist geatmet hatte …
(Fa-itha sawwaytuhu wanafakhtu feehi min roohee)

Am dritten Tage nach dem Tod darf der Ruh noch einmal zurück und den Körper betrachten. Dann müssen alle auf die große Versammlung warten, bei der die Toten aus den Gräbern kommen. Die von ihnen, die böse gehandelt haben, bekommen die Vergeltung präsentiert — das Feuer. Über das, was bei der Auferstehung geschieht, gibt es mehrere Überlieferungen (hadiths). In einer müssen die Gläubigen über die glitschige und gleichzeitig scharfe Brücke Sirat und dort über ihre Taten berichten. Wer gefehlt hat, stürzt ins Feuer und bleibt, so lange es dem Allerhöchsten gefällt. Die anderen gelangen in den Garten.

DSCN4074Fürs Judentum sagt uns Rabbi Nissan Dovid Dubov aus Wimbledon, jeder Jude besitze die Seele Nefesh HaBehamit, die für die niederen Triebe zuständig sei und die höhere Seele Nefesh Elokit, die von Gott kommt und bleibt. Beide Nefeshs versuchen sich über das Bewusstsein auszudrücken. Nach dem Tod steigt Nefesh Elokit auf und wird beurteilt. Bei negativem Ausgang kommt sie in die Gehinom (die Dschehenna der Moslems), aber nicht auf ewig, sondern höchstens für 12 Monate.

Im Midrash heißt es, die Seele habe fünf Namen: Nefesh (die Triebseele), Ruah (Geist), Neshamah (Lebensatem), Chayah (lebend), Yechidah (einzigartig). Der Nefesh lebt im Blut, Ruah im Herzen, Neshamah im Gehirn. Die Seele hat einen anderen Namen, wenn sie in höhere Sphären gelangt ist, und Yechidah ist der Name in der gottnächsten Zone.

_LJM7071Der Buddhismus will überhaupt nicht von einer Seele sprechen. Ziel ist das Auslöschen aller irdischen Wünsche und Eingang ins Nirwana. Im Tibetischen Totenbuch immerhin wird angedeutet, dass die Verstorbenen von Richter Enma in der Unterwelt untersucht und später bis zur nächsten Inkarnation (am 49. Tag) gefoltert werden. Der Buddhismus geht ja auf Nordindien zurück, wo der Hinduismus verbreitet ist.

Einschub: Gerade lese ich, dass 31 Prozent der Menschen auf der Welt dem Christentum anhängen, 23 dem Islam, 15 dem Hinduismus und 5 Prozent dem Buddhismus. Das können wir uns mal merken. 

Im Hinduismus ist der physische Körper karya sharira. Der Transportkörper, der die Seele wohl auch zur Reinkarnation bringt, nennt sich sukshma sharira (manchmal auch »linga sharira«). Der Übersetzer des Ägyptischen Totenbuchs, Grégoire Kolpaktchy (1886-1973), setzte es mit dem Khaibit gleich, dem schattengleichen Container der Ägypter für Triebe und Leidenschaften. Das kann nicht sein. Ka vergleicht er mit Prana shakira, dem »Leib mit Lebenshauch« der Hindus. Vielleicht ist das der Geist.

DSCN5218Sukshma sharira besteht aus dem pranamaya kosha (dem Lebensatem), manomaya kosha (Bewusstsein) und vijnanamaya kosha (Intellekt). Es schließt die fünf Sinne ein, die aktiven Organe (Genitalien, Anus, Hände und Füße, Sprache) sowie die fünf vitalen Atem-Arten, außerdem Weisheit und Intellekt, alles freilich in feinstofflicher Form. 

Der Körper höherer Sphären, der Kausalkörper, heißt karana sharira. Vielleicht wird er angenommen, wenn der Mensch alle seine Inkarnationen hinter sich gelassen hat, denn das ist das Ziel der Hindus (wie der Buddhisten): aus dem »Rad der Wiedergeburt« auszusteigen. Nirwana.

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