Albert Hofmann und sein LSD
Den Titel habe ich einfach abgekupfert. So heißt ein Buch von Dieter Hagenbach und Lucius Werthmüller, das 2011 erschien. Albert Hofmann, der Entdecker des LSD, war erst 3 Jahre davor gestorben: am 29. April 2008 im Alter von 102 Jahren. Und heute vor 80 Jahren fand seine legendäre Fahrradfahrt vom Labor nach Hause statt, die ihm zeigte, was LSD war …
Sehr erfreulich, dass das Fahrrad darin also auch eine Rolle spielte. Wie manipogo berichtete, fuhr Hofmann von den Sandoz-Labors nach Hause nach Bottmingen in den Randbezirken von Basel. Er ließ sich von seiner Assistentin begleiten. Frau und Kinder waren nicht da, Hofmann geriet in Panik und hatte Angst, er müsse sterben. Der Arzt beruhigte ihn, und danach wurde der Trip richtig gut. Hofmann erwachte ohne Kater und freute sich erst einmal aufs Frühstück. Seit 1984 wird dieser Tag vor 80 Jahren von Kennern als Bicycle Day gefeiert. Die Vereinten Nationen schenkten dem Fahrrad den 3. Juni und nannten diesen Tag Weltfahrradtag; das ignorieren wir.
Rechts sehen wir den Umschlag des Buches mit der Widmung von Luci, geschrieben am 4. April 2014. Lucius Werthmüller hatte ja die Basler Psi-Tage 1992 mitorganisiert, und damals lernte ich ihn kennen. Vor zwei Jahren ist er in Basel überraschend gestorben. Es war der 9. April, und er hatte zum Bicycle Day noch ein eintägiges Seminar in Münchenstein veranstalten wollen. Ich denke noch oft an Luci. Das Buch über Hofmann war jedenfalls eine großartige Arbeit, und erst vor zwei Monaten las ich es, hingerissen, zur Gänze. (Der zweite Autor, der Basler Dieter Hagenbach, starb 2016.) Nun versuchen wir, kurz die Geschichte von Lysergsäurediäthylamid (LSD) zu erzählen.
Albert Hofmann wird am 11. Januar 1906 in Baden (Kanton Aargau) geboren. 1925 beginnt er das Studium der organischen Chemie in Zürich und schließt es im Frühjahr 1929 mit dem Doktortitel ab. Die Hochburg der chemischen Forschung ist jedoch Basel, und am 1. Mai schon arbeitet Hofmann im Labor der Sandoz, weil er da mit Pflanzen arbeiten kann; sie liegen ihm am Herzen. Er erforscht die Wirkstoffe von Mehrzwiebel und Fingerhut und kommt ab 1935 zum Mutterkorn, das Vergiftungen hervorruft, aber auch heilen kann. Dessen Grundbestandteil, die Lysergsäure, hatten US-Chemiker gefunden. Hofmann stellte also Abwandlungen her, Lysergsäure-Derivate, und die 25. Version war das Lysergsäurediäthylamid, kurz LSD-25 genannt. Es sollte ein kreislaufstärkendes Mittel werden, doch Tiere reagierten kaum, und man legte das Projekt erst einmal auf Eis.
Fünf Jahre später und aus einer Ahnung heraus — die chemische Struktur habe ihm gefallen, sagte Hofmann — holt er den Plan wieder hervor und stellt LSD-25 erneut her. Am 16. April 1943 hat er nach der Arbeit schon Schwindel und sieht fantastische Bilder, bevor er seinen Selbstversuch mit 250 Mikrogramm am 19. April beginnt. Erst langsam ahnt er, was da entstanden ist. Später nannte Hofmann die Substanz »sakral«; sie folge der Tradition bewusstseinsverändernder Substanzen. Im Buch heißt es: »LSD ist bis heute die stärkste bekannte Droge überhaupt.« Doch sie macht nicht abhängig, dringt nicht ins Erbgut ein, und Todesfälle sind praktisch keine bekannt. Was passiert durch LSD mit uns?
Wir sehen klarer, die Farben leuchten intensiver, die Geräusche werden deutlicher wahrgenommen … alles wird bedeutungsvoll. Wir betreten eine Ebene der Symbole und Archetypen. Gegenstände, die wir normalerweise kaum beachten …, erhalten eine symbolische oder spezifische Bedeutung. Es kommt häufig zu Synästhesien …, am häufigsten werden Klänge als Farben gesehen. Das Zeitempfinden kann sich stark verändern, eine Minute kann wie eine Ewigkeit erscheinen. … Wird die Dosis weiter gesteigert, betreten wir eine andere Welt, in der alles lebendig ist, eine magische Realität.
Anfang der 1950-er Jahre empfehlen Forscher LSD als Hilfsmittel der Psychotherapie und in der Anti-Trauma-Therapie. Yeshiel De-Nur überlebte Auschwitz und unterzog sich 30 Jahre später einer Therapie mit LSD. In der vierten Sitzung sieht er sich bei einem Todesmarsch in Auschwitz sterben und schwebt über dem Lager. Er fühlte sich geheilt. Der Arzt Hanscarl Leuner arbeitete in Deutschland mit LSD.
Morgen geht’s weiter.