Hab viel Spaß!

Ich habe noch einmal Illusionen von Richard Bach gelesen (auch ein dünnes Buch), in dem der »widerstrebende Messias« Donald Shimoda ebenfalls rät, es sich möglichst gutgehen zu lassen. Das Resultat wäre, meint er, ein glückliches Volk. Doch da gibt es immer welche, die schlecht drauf sind und die möchten, dass auch andere leiden, wie sie leiden.

gypten4-1Heißt es nicht in der Bibel »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen«? sagt eine Frau am Telefon während einer Talkshow. — Wer wolle, könne auch das haben, erwidert gelassen Shimoda. Ein Mann schreit daraufhin, er sei gefährlich, eine Gefahr für die Zivilisation. Wo kämen wir hin, wenn alle an ihr eigenes Vergnügen dächten? So redeten auch unsere Väter in den 1960-er und 1970-er Jahren. Erwirb dir was! Durch Kampf zum Sieg!

Freilich sind wir weitergekommen. Junge Leute wollen sich heute in der Arbeit verwirklichen, die meisten Jobs sind gut zu bewältigen und schaden den Gesundheit nicht, und ein gewisser Spaßfaktor überzieht ohnehin die Gesellschaft. Als Die Möwe Jonathan 1970 erschien, war das in den Vereinigten Staaten anders und in Deutschland auch, wo noch ein paar Altnazis in der Bonner Regierung saßen und die Polizei beim Led-Zeppelin-Konzert Schäferhunde einsetzte.

Unbenannt1969 war der Film Easy Rider herausgekommen. Weil die beiden Motorradfahrer (Dennis Hopper und Peter Fonda) Spaß und lange Haare haben, also anders sind, werden sie von ihren Maschinen heruntergeschossen. Der Kampf zwischen Rechts und Links, zwischen Ordnungswut und Toleranz, dauert bis heute an.

Schön, wie Richard Bach mit Paradoxien à la Zen-Buddhismus und mit provokanten Thesen die Ordnung aufbricht und kurzzeitig Verwirrung erzeugt. Eine der Maximen in einem Buch, das ihm Shimoda geschenkt hat, lautet:

Sei immer frei, deine Meinung zu ändern oder eine andere Zukunft zu wählen — oder eine andere Vergangenheit.   

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