La bicyclette

Gestern, am heißen Sonntag, rief die Region zu einem Fünf-Brücken-Fest am Rhein und nannte die Veranstaltung La bicyclette. Da wollte ich natürlich hin, zumal angekündigt war, in Burkheim nördlich von Breisach würde ein neuer Rheinübergang für Radler und Fußgänger feierlich eingeweiht.

Schön ist es auf dem Schotterweg direkt am Rhein, der bis Breisach führt. Der Fluss träumt vor sich hin.

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In Burkheim war Volksfeststimmung. Es gab die üblichen Buden, wo dir Leute was andrehen wollen. Teure Weinschorle, Käse und Selbstgemachtes. Waser für durstige Radler wäre gut gewesen, gab’s aber nicht. Die Veranstalter sind vermutlich alle Autofahrer und fahren klimatisiert. Wir warteten also. Die junge Dame mit Hut weiter vorn ist eine Reporterin.

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Endlich kamen die Reden der Lokalpolitiker. Immerhin waren die Landrätin und die Regierungspräsidentin dabei sowie zwei oder Herren, die das Engagement der EDF (Électricité de France) lobten, ohne die die Eröffnung nicht möglich gewesen wäre. Fünfzehn Jahre habe man darauf gewartet, es sei einen Eintrag in die Geschichtsbücher wert, die beiden Völker seien sich noch näher gerückt oder so ähnlich. Große Worte.

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Die Frau, die oben sprach, war wichtig. Dann durften wir über das Wehr fahren und den alten Rhein überqueren.

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Hatte ich gedacht, wir könnten irgendwie gleich nach Kunheim und dort gemütlich zu Mittag essen, so hatte ich mich geirrt. Wir mussten erst noch zirka 7 Kilometer rechts am Rhein-Kanal entlang bis zur nächsten Brücke zwischen Sasbach (Deutschland) und Marckolsheim (Frankreich).

Das muss ich ein wenig erläutern. Man hat den wilden Rhein, der auch Mückengebiet war, vor 200 Jahren saniert und kastriert. Der Altrhein ist ein gemütliches träges Gewässer, der Rheinkanal breit und von Beton eingefasst. Auf ihm fahren die Schiffe. Beide trennen vielleicht 100 Meter. Wer über den Altrhein ist, befindet sich auf französischem Gebiet. Aber er ist noch nicht im Elsass. Er hat noch den Kanal vor sich.

So ging es uns jetzt. Das soll ein historischer Schritt sein? Wollt ihr uns verscheißern? Wenn ich bei Burkheim den Altrhein überquere, habe ich nichts gewonnen. Ich kann ebensogut gleich die Brücke nehmen, die nach Marckolsheim führt. Machen wir die Geschichtsbücher also wieder zu.

Und auch sonst hatte ich nicht den Eindruck, dass man sich um das Rad und seine Fahrer sehr bekümmert hätte. Irgendwo im Land standen zwei Ordnungskräfte. Eine Straße sei gesperrt worden. Ich habe sie nicht gesehen. In Marckolsheim war Kleidermarkt. Hatte mit La bicyclette nichts zu tun.

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Die 30 Kilometer bei brütender Hitze nach Fessenheim zu fahren ging nur, weil ich sicher war, dort ein kühles Bier zu bekommen. Das motiviert außerordentlich. Mir gefiel der Stand einer Selbstreparaturwerkstatt (Auto-Reparatur, aber auto heißt bekanntlich selbst) in Mulhouse, Poto’cyclette. Sie bietet zum Beispiel auch »Diskussionen übers Fahrrad« an. Nachahmenswert. Unten steht Alain Modell und grinst.

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Und dort kam auch der Höhepunkt meines Tages: der Auftritt der Band Fire of Soul. Acht Musiker spielten Songs von Otis Redding, James Brown und den Blues Brothers. Zehn Leute tanzten (ich war darunter). Das war schön, und auch der Sänger gab es zu.20230709_175856

 

 

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