Geistersoldat Camouflage
Bei unserer Fete in dem Dorf im Rheinland hörten wir viel Rockmusik und redeten darüber, und urplötzlich fiel mir ein Hit über einen Geistersoldaten ein, der in Vietnam spielt, doch mein Gedächtnis ließ mich im Stich. Mein Trinkpartner hatte den Namen: Stan Ridgway, Camouflage. Darüber musste ich schreiben, manipogo-Stoff! Und jetzt hörte ich mir den Song wieder an.
Es gibt da eine Live-Aufnahme von 2015, da ist Ridgway schon über 60 und redet erst einmal zwei Minuten lang, doch das hält man aus. Und dann spielt er mit seiner Band den Hit aus dem Jahr 1986, an den ich mich nur zu gut erinnere. Am Anfang sagt der Sänger: »Es ist eine Geistergeschichte (a ghost story).« Das lieben wir doch.
Der Erzähler kämpft 1965 in Vietnam, in einem Marine-Infanteriekorps. Seine Waffe streikt, der Feind nähert sich, und er gibt sich schon verloren, als ihn ein riesenhafter Soldat mit freundlichen Augen beim Arm nimmt und beruhigt: »Mach dir keine Sorgen, mein Sohn, ich bin hier.« Sein Name? »Die Jungs nennen mich Camouflage.« Das heißt Tarnung (siehe Bild oben rechts) und passt gut. Er ist ein Geist und als Soldat getarnt.
Der Refrain:
Whoa Camouflage
Things are never quite the way it seems
Whoa Camouflage
I was awfully glad to see this big marine.
Dann fliegen wieder die Kugeln, doch der Erzähler schaut Camouflage an und vergisst seine Furcht. Seite an Seite kämpfen sie, und er wundert sich, wie die Kugeln seinen Mitkämpfer verfehlen; es wirkt fast, als gingen sie durch ihn hindurch. Am Morgen ergreifen sie ihre Chance und flüchten. Doch am Flussufer warten die Gegner, er sieht sein Ende gekommen … Eine Kugel zischt durch das Gebüsch und hätte ihn unweigerlich getroffen, hätte Camouflage sie nicht mit der Hand abgefangen wie eine Fliege. (Im Englischen sagt man da: »A bullet with my name on it …«, die Kugel »mit meinem Namen drauf« kam durchs Gebüsch, also das ziemlich sicher tödliche Geschoß.)
Camouflage führt den jungen Soldaten aus dem Dschungel und zu seinem Camp — und verschwindet grüßend zwischen den Bäumen. Im Hauptquartier berichtet der Rückkehrer von seiner Nacht und seinem Retter Camouflage, als ein Zuhörer schluckt und ein Arzt ihn mit sich nimmt. Ob er das grüne Zelt da drüben sehe? Da drinnen liege Camouflage seit einer Woche, aber letzte Nacht sei er gestorben. Sein letzter Wnsch sei es gewesen, einen jungen Soldaten aus seiner Not zu erretten — »drum nimm seine Erkennungsmarke, sie gehört dir, er hätte es so gewollt.« Und sie beten für den großen Soldaten mit Namen Camouflage.
Es gibt aus der Psi-Literatur einige Fälle, in denen in Bedrängnis jemand hilft, der dann plötzlich verschwunden ist; der einem den richtigen Weg weist oder sonst die Lösung parat hat. Manchmal ist es Hilfe aus dem Jenseits.