Seele und Leib

Zurück zum Reiter. Wir wollen einmal ein paar Aussagen zum Verhältnis von Seele und Leib zusammenstellen, und vielleicht macht das vieles klarer. Die beiden gehören zusammen, und nur das Bewusstsein hervorzuheben, wird der Sache nicht ganz gerecht. Was soll ein Radfahrer ohne Fahrrad? Ohne Rad ist er nur Passant oder Wanderer und kommt nicht weit.

Taniguchi Masaharu ist sehr von der Christian Science geprägt, der Gruppe um Mary Baker Eddy, die meinte, Krankheit gebe es nicht, es seien alles bloß unsere Gedanken. Logischerwise schreibt der japanische Autor:

Der Mensch ist seinem Wesen nach Geist, und sein Körper ist ein Spiegelbild dessen, was die Gedanken in seinem Geist geformt haben. Anders gesagt: der Körper eines Menschen ist das Projektionsfeld seiner vorherrschenden Gedanken.
Es ist dein Geist und nicht dein Körper, der fühlt und will, arbeitet und aufhört zu arbeiten. (…) Dein Gefühl oder Gedanke ist es, der dich krank macht, bevor der Körper nachfolgt.

Das folgt in etwa auch Augustinus (354-430), der nicht von einer neuen Substanz, entstanden aus Leib und Seele, spricht, wie sie im Mittelalter gelehrt wurde. Die Einheit besteht darin, dass die Seele den Körper besitzt, gebraucht und regiert. Augustinus schrieb:

Die Seele ist eine gewisse vernunftbegabte Substanz, die dazu da ist, den Leib zu beherrschen.

Die Christen achteten den Leib gering, der jedoch, wie wir wissen, seine eigene Strategie besitzt. In einem Buch von Joachim Faulstich (Das heilende Bewusstsein) gefunden:

Der Mensch besitzt eine sichtbare und eine unsichtbare Werkstatt (Paracelsus). Die sichtbare, den Körper; die unsichtbare: die Imagination. Sie sei die Sonne in der Seele des Menschen. Der Geist sein Meister, die Seele sein Werkzeug, der Körper das formbare Material.

Arthur Jores meinte 1956 in Der Mensch und seine Krankheit,

dass in Wirklichkeit eine Einheit zwischen Leib und Seele vorliegt. … Schädigungen des Leibes schaden auch der Seele. Seelische Vorgänge verändern die Organe. Boss: der Mensch ist ein Licht, dessen Schein die Objekte zeigt oder eine Melodie, die die Dinge der Welt miterklingen lässt. Alverdes: Psychisches und Physisches sind zwei einander äquivalente Ausdrucksformen einer dahinterstehenden und für uns als solche nicht klar erkennbaren Einheit. Sie treten gleichzeitig auf.

Bill Moyers hatte vor 30 Jahren in den USA eine erfolgreiche Fernsehserie, in der anders (als der Mainstream) denkende Ärztinnen und Ärzte auftreten durften. Er fragte Margaret Kemeny, ob Seele und Leib (mind/body) den selben Tanz aufführten? Kemeny:

Aus meiner persönlichen Sicht sind der Geist (mind) und der Körper zwei Manifestationen desselben Prozesses. Sogar zu sagen, sie seien »miteinander verbunden«, ist nicht ganz richtig, weil sie zwei Teile eines Ganzen sind. 

Moyers erkannte, eine Sprache dafür zu finden sei Teil des Problems. Robert Ader (1932-2022), der Begründer der Psychoneuroimmunologie, drückte sich so aus:

Der Geist (mind) und der Körper, das ist dasselbe. Sie sind nicht voneinander zu trennen. Wenn man über Seele und Leib spricht, produziert man eine Dichotomie. Sie drückt eine Trennung aus, die wir nicht meinen, wenn wir über das Thema reden. Wir haben eine eindimensionale Sprache für ein dreidimensionales Konzept.

 

 

 

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