Reinkarnation bei den Christen (2)

Vergangenes Jahr hieß es an dieser Stelle, bei den Christen gebe es keine Reinkarnation. Zwei Stellen allerdings im Neuen Testament werden immer wieder dafür angeführt, und wir können sie ja diskutieren. die Christen bleiben dabei: Ein Leben nur hast du, und bist du arm geboren oder stirbst jung in einem Krieg, hast du eben Pech gehabt.

20230922_154146Bei Matthäus 11,11-14 lesen wir, was Jesus spricht:

Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer, doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. … Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

Johannes sitzt im Gefängnis und lässt bei Jesus nachfragen, ob er der Messias sei, und Jesus erwähnt nur die Fakten: Blinde sehen, Lahme gehen … Die Enthauptung des Täufers schildert Matthäus erst drei Kapitel weiter, in 14,3-12. Folgerichtig sagt Jesus, er ist Elija. (Rechts sein Abbild in der Kirche des Hl. Elija auf Santorini nahe Pyrgos; und Kirchen für Johannes den Täufer gibt es da auch, etwa in Fira.)

Markus berichtet in Kapitel 9, Vers 11 bis 13, was die Jünger interessiert:

rpcframeDa fragten sie ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er antwortete: Ja, Elija kommt zuerst und stellt alles wieder her. … Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in der Schrift steht.

Sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten … Herodes ließ Johannes den Täufer enthaupten (Bild links), was Markus schon drei Kapitel vorher hat, in 6,17-29. Das ist ein Rückblick, denn vorher heißt es:

Der König Herodes hörte von Jesus, denn sein Name war bekannt geworden, und man sagte: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; deshalb wirkten solche Kräfte in ihm. Andere sagten: Er ist Elija. 

Das Konzept der Reinkarnation war damals anscheinend bekannt. Von offizieller Seite heißt es immer, dass Elija ja gar nicht gestorben sei, sondern mit einem leuchtenden Wagen in den Himmel aufgefahren sei; und Johannes habe nur im Geiste Elijas gewirkt, es sei symbolisch gemeint. Vielleicht muss man sich nicht darauf versteifen, jemand, der sich reinkarniert, sei zu 100 Prozent der Gemeinte. Auch Teile der Persönlichkeit können sich inkarnieren, auch in verschiedenen Personen — , Hinweise darauf gibt es, aber was wissen wir schon?

Die zweite Geschichte behandelt die Heilung eines Blindgeborenen (Johannes 9,1ff).

Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde?

Wieder sieht man, dass das Volk damals über Reinkarnation Bescheid wusste. Jesus zieht sich aus der Affäre und sagt, die Werke Gottes sollten an diesem Menschen offenbar werden, und dann heilt er ihn mittels eines Teigs, den er ihm auf die Augen streicht. So einfach ist es nicht mit Ursache und Wirkung, und die einfachen Menschen hätten eben gern eine einfache Erklärung. Reinkarnation jedoch ist komplex.

 

 

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