Ende des Ersten Weltkriegs

Am 11. November 1918 unterzeichneten Matthias Erzberger und Marschall Foch für Frankreich im Wald von Compiègne den Waffenstillstand, der nach vier Jahren den Ersten Weltkrieg beendete. Erzberger, ein pazifistisch gestimmter Politiker, der auch versuchte, den Genozid an den Armeniern zu verhindern, reichte Foch die Hand, doch dieser schlug nicht ein.  

Viele werden über diesen Termin schreiben, aber man muss auch kurz und prägnant darstellen, wie es zu diesem Krieg kam. Fünf Mächte waren von Belang: Deutschland (die Wirtschaftsmacht Nummer eins), Österreich-Ungarn, Großbritannien, Frankreich und Russland. Drei von ihnen — Frankreich, England und Deutschland — hatten sich Kolonien erobert und spielten Großmacht.

Wilhelm II. Originalaufnahme von E. Bieber, Hofphotograph Berlin und Hamburg. Angef v. d. N.P.G. Steglitz. 2021 Verlag von Gust. Liersch & Co. Berlin S.W.

Wilhelm II. war 1888 mit 29 Jahren Kaiser geworden. Er war ein arroganter »Säbelrassler«, ein Militarist also und verstärkte die deutsche Flotte. Von Politik hatte er wenig Ahnung. 1890 schickte er Kanzler Bismarck von Bord, der immer den Überblick gehabt hatte. Wilhelm bestellte neue Ministerpräsidenten und zeigte sich unberechenbar. Er erneuerte den wichtigen Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht, wonach dieses sich wieder an Frankreich und Großbritannien annäherte. Frankreich war ohnedies der Erzfeind, und der Kaiser schaffte es auch, Großbritannien zu verärgern, indem er den Buren zu ihrem Sieg über die Engländer gratulierte. (Links der Kaiser in einer Aufnahme von Hoffotograf E. Bieber.)

Wilhelm II. hielt sich dafür an Österreich-Ungarn, und als der Thronfolger in Sarajewo bei einem Attentat gestorben war, herrschte Krise. Österreich-Ungarn ließ beim Deutschen Reich nachfragen, wie dieses sich verhalten würde, und der Kaiser sagte sinngemäß: Wir folgen euch. Das bedeutete: bedingungslos. Was ihr auch tun werdet.

Österreich-Ungarn erklärte also Serbien den Krieg, und mit schrecklicher Folgerichtigkeit ging es weiter. Deutschland und Österreich-Ungarn standen bald gegen die »Triple-Entente« aus Frankreich, Großbritannien und Russland, die fünf Mal mehr Soldaten hatten als die beiden Mittelmächte. Schon Ende 1914 soll der deutsche Generalstabschef gesagt haben, der Krieg sei nicht zu gewinnen. Doch man machte weiter und rannte in den Abgrund.

Deutschland rief den unbeschränkten U-Boot-Krieg aus, und als der Dampfer Lusitania versenkt worden war, traten auch die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg ein. In Frankreich beschossen sich die Soldaten monatelang in den Schützengräben, ohne einen Meter Boden zu gewinnen. Zehntausende starben. Am Ende des Krieges hatten zehn Millionen Menschen ihr Leben verloren. Deutschland, das vor dem Krieg ein blühendes Land gewesen war, verelendete. Die Währung verfiel, die Industrie lag darnieder, und kaum hatte der unermüdliche Gustav Stresemann für Ordnung gesorgt, brach die Weltwirtschaftskrise 1929 über den Kontinent herein.

Die Aussichten verbesserten sich wieder, doch die Nationalsozialisten machten sich Angst und Verdruss zunutze und wüteten gegen den »Schmachfrieden« von 1918 … mit den bekannten Folgen. Matthias Erzberger wurde am 26. August 1921 im Schwarzwald erschossen, und andere Zentrumspolitiker fielen ebenfalls Attentaten zum Opfer. (Das Bild unten ist von Pieter Bruegel dem Älteren, 1525-1569: Triumph des Todes.)

Pieter Bruegel the Elder - Triumph des Todes - (MeisterDrucke-23474)

 

Der große Sündenfall war der Erste Weltkrieg, in den Deutschland von einem beschränkten Kaiser gezerrt worden war, und die angeblichen Demütigungen durch Frankreich machten sich die Nazis zunutze, um das Land in den nächsten Krieg hineinzutreiben. Doch es waren ja nicht nur ein dummer Kaiser und ein machtgeiler Führer schuld, sondern auch die Millionen, die freudig mitbrüllten und mitrannten. Welche Verblendung!

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