Die Quelle des Nils
Jetzt haben wir die unschönen Sachen, um es milde zu sagen, mitgeteilt, und kommen zu Uganda heute. Beim Schreiben trinke ich immer das starke Bier »Nile«, das gut schmeckt und pro halben Liter nur 1 Euro kostet. Das freut den Münchner! Weniger freut ihn, dass das Internet dem widerspricht, was wir über die Quelle des Nils erfuhren; wir bleiben einfach bei unserer Version.
Der Nil ist mit 6696 Kilometern Länge der längste Fluss der Erde. Wo er entspringt, war lange Zeit unklar. Nun fuhr uns der 23-jährige Seemann Franko mit dem Boot zur Quelle des Nils im Viktoriasee, der ungefähr 300 Kilometer in Nord-Süd-Richtung verläuft und 250 Kilometer breit ist. Da war eine Betonmauer im Wasser und eine Inschrift: die Quelle des Nils. Da war auch ein Strudel zu sehen, und wir gehen davon aus, dass dieser den Ursprung des Stroms bezeichnet, ohne den Ägypten nicht zu denken ist. Fliegt man über Ägypten hinweg, ist schön der breite grüne fruchtbare Streifen zu sehen, durch den sich der Nil schlängelt.
Wenn wir nun kehrtmachen und gen Norden fahren, befinden wir uns nicht mehr auf dem Victoria-See, sondern auf dem »Victoria-Nil«. Er strömt unter drei Brücken durch (eine ist die älteste Brücke Ugandas), fließt über die Murchison-Fälle zum Albert-See und dann Richtung Norden, nach Gondokoro. Die Stadt Jinja ist natürlich stolz, den längsten Strom der Erde gewissermaßen hervorgebracht zu haben. Dass es im Internet heißt, er entspringe in den Bergen von Ruanda und Burundi, und der Fluss tauche dann erst in den Victoriasee, soll uns nicht bekümmern. Der Deutsche Oscar Baumann hatte dort den Kagera River entdeckt, doch dass er entscheidend zum Weißen Nil beiträgt, ist umstritten.
Oben im Waldland im Ufer befindet sich eine Statue, die John Hannon Spekes (1827-1864) zeigt, der den Victoriasee als Quellsee des Nils ausmachte. Der englische Forscher ging als junger Mann und als Soldat nach Afrika, war mit 25 Jahren Hauptmann und lernte Richard Francis Burton (1821-1890) kennen. Nach einer ersten katastrophal geendeten Expedition brachen sie 1857 erneut auf. Im Februar 1858 standen sie als erste Europäer am langgestreckten Tanganjika-See, der mit dem Nil jedoch nichts zu tun hatte.
Am 30. Juli 1858 sah Spekes als erster Europäer den größten See der Region und ganz Afrikas, der auf Luganda »Nnalubaale« hieß, und benannte ihn nach Queen Victoria. Er bemerkte auch den Fluss, der ihn in nördlicher Richtung verließ und veröffentlichte später seine Theorie, dies sei der Nil, der im Victoriasee entspringe. Ohne den Einheimischen Sidi Mubarak Bombay (1820-1885, in einer Darstellung rechts mit zwei Helfern) wäre er nie so weit vorgedrungen. Bombay wirkte zwischen 1856 und 1876 an vielen englischen Expeditionen in Afrika mit und leitete auch die Karawane, die Henry Morton Stanley auf der Suche nach Livingstone begleitete, den größten englischen Afrika-Missionar (er soll jedoch nur einen Mann bekehrt haben). Stanley begrüßte Livingstone am 10. November 1871 in Ujiji am Lake Tanganjika.
1876 bekam Bombay für seine Verdienste eine Medaille der Royal Geographic Society und eine Pension.
Der Mit-Abenteurer Burton glaubte Spekes‘ Theorie nicht und forderte ihn zu einem intellektuellen Duell auf. Doch am Tag zuvor erschoss sich Spekes versehentlich auf der Jagd; Burton sprach von Selbstmord, denn Spekes habe Angst vor der Konfrontation gehabt. Morton Stanley bestätigte auf einer Reise von 1874 bis 1877 Spekes‘ Theorie. Warum dieser dem Fluss nicht weiter nach Norden gefolgt ist, weiß man nicht.
Viele Vögel sind in der Uferzone unterwegs oder zeigen sich: Kormorane, die bunten Eisvögel und andere. Da muss man beim Fotografieren flink sein, und das bin ich nicht. Schade, dass ich Franko nicht fotografiert habe, der verheiratet ist und einen mittlerweile einjährigen Sohn gezeugt hat. Deri Kinder will er vielleicht, sagte er; hoffen wir, dass er damit zufrieden sei, denn in seinem Dorf (wo die Wäscherinnen arbeiten) gibt es Paare mit 15, 17 oder 21 Kindern … Ein Bild des Ausfahrt schauen wir uns noch an.