Und wieder fehlte Sisi

In den alten Filmen mit Romy Schneider heißt die österreichische Kaiserin Sissi, ihre Geschwister nannten sie Sisi, doch offiziell war sie Elisabeth, Gemahlin Kaiser Franz Josephs I. von 1854 bis 1898. Sie kam am Heiligen Abend 1837 in München zur Welt, heiratete den Kaiser 1854, starb 1898. Wir waren in Wien, darum schreibe ich das.

Schloss Schönbrunn war die Sommerresidenz von Kaisermutter Maria Theresia. Dort hatte Kaiser Franz Joseph sein Arbeitszimmer, und am Mittag trafen sich alle relevanten Anwesenden zum Essen. Sisi aber war selten anwesend. Sie schenkte dem Kaiser 4 Kinder, und danach hatte sie ihre Pflicht getan und ging auf Reisen, ritt, trieb Sport und ließ sich Homers Werke vorlesen. — Als der 24-jährige Kaiser sich in sie verliebte und um ihre Hand anhielt, war sie erst 15 Jahre alt.

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Elisabeth wurde 1867 auch Kaiserin von Ungarn und hatte viel für die Ungarn übrig. Sie pflegte stundenlang ihr Haar (oder ließ es pflegen), aß wenig und reiste viel, auch jahrelang: in den Orient oder nach Griechenland. Der Kaiser blieb ihr immer freundschaftlich verbunden. Er war ein preußisch anmutender Regent, stand um 4 Uhr morgens auf, betete und setzte sich an den Schreibtisch, den er nur zu den Mahlzeiten verließ. Er sagte: »Man muss arbeiten, bis man vor Erschöpfung umfällt.« Das musste Sisi fremd sein. Sie entwickelte sich anders und nahm sich das Recht heraus, ihren Neigungen leben zu können. Ein italienischer Wirrkopf erstach die Kaiserin 1898 in Genf am See.

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Oben der Blick vom Balkon übers Land. Wir hatten an einem kalten Tag das Glück, mit wenig anderen Touristen durch die Räume streifen zu können, in denen leider nicht fotografiert werden darf. 1898 (das Jahr, in dem Sisi starb) bekam Franz Joseph eine Toilette mit Wasserspülung, 1901 elektrisches Licht. Er regierte Österreich-Ungarn sein Leben lang, aber glanzvoll war es nicht.

Andauernd gab es Unruhen und Aufstände, und 1914 ließ er Serbien den Krieg erklären, nachdem Franz Ferdinand in Sarajewo ermordet worden war. Kaiser Franz Joseph starb 1916 mit 86 Jahren, und vielleicht war er nicht mehr ganz bei Trost oder hatte böswillige Berater. In Deutschland gab es den dummen Kaiser Wilhelm II., und die beiden Kaiser, die ihr Heer gewaltig überschätzten, trieben ihre Länder in einen Weltkrieg, der 20 Jahre später zu einem weiteren, noch fürchterlicheren Krieg führte. Sisi wäre dagegen gewesen.

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Im Museums-Shop von Schönbrunn gibt es eine Vielzahl von Souvenirs mit Sisi-Aufdruck. Immerhin ihr echtes Bild (die Kaiserin soll sehr schön gewesen sein) und nicht das von Romy Schneider. Die »Schicksalsjahre einer Kaiserin«, von 1955 bis 1957 von Ernst Marischka gedreht und mit Helmut Berger als Kaiser, werden jedes Weihnachten vom deutschen und auch vom italienischen Fernsehen ausgestrahlt. Diesen Kitsch knallt man den Leuten hin, Jahr um Jahr. Wir wissen ja, das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist reaktionär und kleinbürgerlich.

Die Filmkunst jedoch versucht, Sisi so zu schildern, wie sie war. 2022 kam Corsage heraus, ein Film von Maria Kreutzer über die ältere Kaiserin, und erst vor einem Jahr Sisi & ich von Frauke Finsterwalder. Die Kaiserin (Susanne Wolff) wird uns nahegebracht von ihrer Hofdame (Sandra Hüller), die sie auf Reisen begleitet. Solche Filme haben es schwer, weil sie nicht unterhaltsam sind, und meist werden sie erst spät in der Nacht ins Programm gesteckt und damit gut versteckt.

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