KL Mauthausen

Wir wollten Linz kennenlernen, und ich musste natürlich das ehemalige Konzentrationslager (KL) Mauthausen besuchen, das 20 Kilometer von der Stadt entfernt liegt. Ich fuhr 20 Minuten mit dem Zug und 5 Minuten mit dem Bus, und dann ging es fast eine Stunde noch zu Fuß hinauf ins Lager.

Wer ab 1939 dorthin verbannt wurde, kam mit vielen anderen mit dem Zug an und musste im Trupp unter dem Geschrei und unter Schlägen des SS-Personals durch die Stadt marschieren, dem Gegaffe der Bewohner preisgegeben, und dann ging es eine Steigung hoch bis zum Lagertor.

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Gliech hinter dem Tor rechts befand sich die »Klagemauer«, an der die nunmehrigen Häftlinge sich aufstellen mussten, und da wurden viele von der SS niedergeprügelt. Wer sich widerspenstig zeigte, wurde vermutlich gleich erschossen.

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Danach ging es Treppen hinunter in den Keller, wo den Menschen die Haare abrasiert wurden, und da bekamen sie auch ihre Kleidung. Die SS machte sich einen Spaß daraus, dünnen Häftlingen weite Kleider zu geben, dicken enge. Danach bezogen sie ihr Quartier. Es gab in jedem Haus einen Block zum Schlafen und einen Aufenthaltsraum, den nur diejenigen benutzen durften, die zu »Funktionshäftlingen« ernannt worden waren. Für sie gab es auch ein Bordell. Den Frauen, die dort »arbeiten« mussten, versprach man die Freiheit, doch man hielt das Versprechen nicht.

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Die meisten Baracken sind abgerissen worden; oben sieht man, wie es ausgesehen haben mag. Hinter dem Lagertor war viel Platz. Dort fanden die berüchtigten Zählappelle der Nationalsozialisten statt. Sie hielten auf Ordnung: Die Zahl in den Büchern musste der Zahl der Angetretenen entsprechen. Manchmal standen die Häftlinge Stunden, in der Hitze oder in der Januarkälte, oder die ganze Nacht. Mauthausen war ein Lager mit verschärften Bedingungen; die Häftlinge würden sterben, davon gingen die Bewacher aus.

Der Appellplatz

Der Appellplatz

 

20240110_103124Mauthausen war als Ort für ein Lager ausgewählt worden, weil es in der Nähe Granit-Vorkommen gab. Der »Führer« Adolf Hitler wollte seine Jugendstadt Linz gigantenhaft ausbauen und brauchte dafür viele Steine. Mauthausen hatte auch 40 Außenlager, von denen das nahegelegene Gusen das größte war. Unweit des Lagers liegt die »Todesstiege«, die die Häftlinge zu ersteigen hatten, mit 50 Kilo Granit auf dem Rücken. Wer strauchelte, wurde erschossen. Manchmal stießen die Bewacher auch einen, der nicht mehr konnte, in den Abgrund und spotteten: »ein Fallschirmspringer«. Einmal mussten sich 100 holländische Juden oben aufstellen, und die SS-Leute zwangen sie, sich gegenseitig hinunterzustoßen: Sie wollten, dass ihre Opfer selbst schuldig würden. Unten sehen wir die Todesstiege mit den armen Arbeitssklaven (ein Bild aus dem Bundesarchiv).

KZ Mauthausen, Häftlinge im Steinbruch

 

Wer gegen die Lagerordnung verstieß (das festzustellen, oblag dem Kommandanten Franz Ziereis, der dabei oft völlig willkürlich verfuhr), kam in den Bunker und bald darauf in die Gaskammer. 30 Menschen wurden hineingeschickt zur »Dusche«, und ihre Körper wurden danach gleich im Krematorium verbrannt.

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In dem Raum mit der Holztäfelung (zu sehen unten) wurden Gefangene mit einer Genickschussanlage erschossen, die einem alten Fotoapparat mit schwarzer Haube ähnlich sah. Im Konzentrationslager Mauthausen starben 80.000 Menschen, deren aller Namen in einem Raum verzeichnet sind. 4000 Menschen starben im Gas. Im Lager Gusen kamen 35.000 Menschen um. (Hier der Link zur Seit der Gedenkstätte Mauthausen.)

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