Ghost Bike

Am 19. Januar starb in Freiburg ein 29-jähriger Radfahrer, niedergestreckt von einem Geländewagen. Die Ermittlung der Unfallursache werde Wochen dauern; man müsse die Spuren analysieren, sagt die Polizei. Hat sich der Autofahrer nicht äußern wollen? Er wusste wohl, wie es passiert war. Feunde des Toten haben an der Unfallstelle ein weißes Rad platziert als Mahnung: ein Ghost Bike, wie man das nennt. 

Ein solches war mir schon vor einem Jahr in Landsberg aufgefallen. Es stand da, wo auch ein Radfahrer zu Tode gekommen war. Er war schnell gewesen, kam die Katharinenhöhe herunter, als vor ihm ein Auto in die Straße einbog. Er hatte keine Chance, prallte vemutlich auf das Fahrzeug und starb auf der Fahrbahn.. Nein, es gibt keine Koexistenz zwischen Zwei-Tonnen-Fahrzeugen mit achtlosen Fahrern und uns hilflosen Radfahrern, die mit allem nur 100 Kilo auf die Waage bringen. Die sind 20 Mal stärker und 50 Mal größer. Da hilft nur beten.

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Anfang Februar schrieb der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in einer Meldung, bei einer bewegenden Critival-Mass-Veranstaltung habe man in Freiburg an der Unfallstelle auch ein Ghost Bike hingestellt.

Da gab die Vereinigung auch bekannt, am 30. Januar habe der 43-jährige »Fahrrad-Aktivist« Andreas Mandalka auf einer Straße bei Pforzheim sein Leben gelassen, getötet von einem 77-jährigen Autofahrer. Mandalka setzte sich sehr für die Einhaltung der vorgeschriebenen 1,5 Meter beim Überholen ein und erfuhr dabei auch Feindschaft von Autofahrern. Deren aggressives Getue ist nicht nur dumm-männliches Geprotze, sondern kostet Menschenleben, kostet unschuldigen Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind und nicht mit einem Zwei-Tonnen-Schlitten, das Leben. Da herrscht Machttrieb auf den Straßen.

Ghost Bike in Rom, Magliana-Viertel, 2018

Ghost Bike in Rom, Magliana-Viertel, 2018

 

Mandalka, der sich in seinem Fahrrad-Blog Natenom nannte, hatte am Tag zuvor auf derselben Straße, deren Gefährlichkeit er immer moniert hatte, einem alten Autofahrer geholfen. Der Beitrag hieß Überfordert im eigenen Auto. In den 13 Jahren seines Blogs hat er an die 1400 Artikel veröffentlicht. So etwas fehlt, und am allermeisten er. Hier hat er am 21. Januar feine Fotos von Touren in der Umgebung veröffentlicht.

Immer noch kommt man ins Frösteln, wenn man Zeilen liest von einem, der sich in die Ewigkeit verabschiedet hat, der auf seinem Mountain-Bike nie wieder einen nächsten Frühling genießen wird, und ach, er hätte noch an vielen Frühlingen Spaß haben können! Ciao Andreas, gib uns was von deiner Power ab!

Unten nochmal das Bike für Marco Artieri, der auf dem Radweg am 8. Oktober 2016 starb, niedergestreckt von einem Wagen, der damals von links kam, von unten herauf, vom Tiber, vermutlich mit überhöhter Geschwindigkeit.

okt16sc

 

 

 

 

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