TestpilotInnen (80): Stell dir vor …
In dem Buch Phantasie-Reisen von Robert Masters und Jean Houston (1984) fand ich eine etwas makabre Meditation, die heute, am 1. November, nicht ganz falsch ist. Warum sollte man nicht etwas Schlimmes durchspielen und dann zurücktreten und sich freuen, dass alles in Ordnung ist? Und neu anfangen.
Auch der Spielleiter sagt zu Beginn, dieses Spiel könne »zuerst erschreckend wirken«, könne aber wichtige Antworten geben. Es würde gut in die Barockzeit passen, als Menschen einen kleinen Totenschädel auf ihrem Schreibtisch stehen hatten, der sie an den Tod erinnern sollte: memento mori … 16. Jahrhundert, der Basler Totentanz, die Leute, die sich zum Schlafen in einen Sarg legten, um nicht zu vergessen, dass sie sterblich sind …
Man kann den Tod ausblenden und igorieren, das machen ohnehin die meisten; man kann ihn aber auch in sein Leben hereinholen, alles durcharbeiten und ihn dann wieder in Ruhe lassen. Ich weiß, manipogo schreibt oft (vielleicht zu oft) über den Tod (weil es sonst niemand tut), das ist ein makabrer Zug im Autor, der aber dennoch gerne lebt und viel Lebenskraft besitzt. — Also: Ein Spiel mit dem Tod schlagen Masters/Johnson vor, und wir zitieren sie. Erst bringen sie die Teilnehmer in eine schöne Trance, indem sie sagen: Entspann deine Muskeln, dein Körper wird schwer, du bist bald ganz ruhig, hast die Augen geschlossen, atmest bedächtig, hörst deinem Armen zu; du bist nun völlig entspannt. Dann:
Ich spreche jetzt jeden von euch an, jeden Spieler, der hier anwesend ist, und es ist fast soweit, dass dir diese Vorstellung erscheint. Es ist die Vorstellung deines eigenen Körpers im Tode, dein Körper ist tot, du betrachtest deinen Körper im Tod und meditierst über ihn.
Du wirst es so erleben, als sei das meditierende Bewusstsein der Geist eines verstorbenen Körpers, so als ob dieser Geist meditierte, und es ist dein Geist, der einen letzten Blick auf deinen Körper wirft, in dem er sich ein Leben lang aufhielt, jenes Leben, das du auf dieser Erde hattest …
Du betrachtest deinen Körper, der dort ruht und fragst:
»Was bedeutete das Leben dieses Menschen?«
»Was hat dieser Mensch getan, was von Wert war, und wie sehr hat dieser Mensch verfehlt, das zu erfüllen, was er tun hätte sollen?«
(…)
Während du über dieses Leben nachdenkst, das jetzt ein geschlossenes Buch ist, eine vollständige und unveränderliche Tatsache, befrage dich nun selbst, was du tun würdest, wenn dieser Tote wieder zum Leben erweckt werden könnte, wenn das Buch noch nicht endgültig geschlossen wäre und wenn die Fehler noch korrigiert werden könnten, und wenn das, was noch nicht getan war, doch noch nachgeholt werden könnte.
Und du musst jetzt wissen, dass das wirklich so ist.
Du bist nicht tot und hast wirklich noch Zeit, um Verbesserungen und Korrekturen deiner wichtigsten Fehler, die du gemacht hast, vorzunehmen …
Und jetzt löst sich vor deinen Augen, die den toten Körper immer noch vor sich liegen sehen, langsam die Vorstellung dieses Körpers von dem, was als seine fleischliche Substanz erscheint, wird zu einem Schemen, steigt als Rauchwolke auf und verschwindet ganz.
Und während dies geschieht, spürst du sehr stark das Leben in deinem leiblichen Körper; du spürst die Energien, die Vitalität, die Kraft und die Lebenskraft in deinem Körper.
Du erkennst die wiedereröffneten Möglichkeiten, die Erneuerung, das Wissen, dass du immer noch Zeit hast, das zu tun, wovon du jetzt weißt, dass du es tun willst, und du bist motiviert, hast Schwung, um aus deinem Leben das zu machen, was es sein sollte.
Ruhe dich jetzt aus, stelle deinen geistigen Apparat ganz ab, schließe deine Augen, du hast keine Vorstellungen mehr, und dein Geist wird ganz ruhig. Du hast jetzt eine Minute Zeit, und diese Zeit reicht aus, um dein Gehirn zu leeren. Es bleibt nur Stille, ohne Gedanken, ohne Vorstellungen, du befindest dich auf einer sehr tiefen Ebene, jenseits jeglicher Gedanken und Vorstellungen, und dort wird jetzt ein Drang in dir mobilisiert, eine treibende Kraft, die dich in die Lage versetzt, das zu werden, wozu du die Fähigkeiten hast.
Dann schließlich, nach langer, langer Zeit, bekommst eine Vorstellung von dieser Kraft, die dir die Richtung weist und die Überzeugung verleiht, all das zu tun, was du willst und tun musst, und du wirst es wirklich in die Tat umsetzen. Nutze diese Minute und erlebe das, was dir gerade beschrieben wurde, und du beginnst damit jetzt!