ITC (6): Tonbandstimmen und die Kirche

Ja, der gute alte Konstantin Raudive, der noch 20 Jahre nach seinen Tod viele Tonbandstimmenforscher anrief! Jedes Mal, wenn ich am Friedhof Bad Krozingen vobeiradle, denke ich an ihn. Die katholische Kirche war nicht mehr ganz dagegen, auch Priester nahmen Stimmen auf.

Wir sollten noch einmal die hübsche Geschichte nachlesen, die sich im September 1952 im Vatikan zutrug. Der Papst zeigte sich sogar gnädig.

Raymond Bayless und der Ungar Attila von Szalay hatten 1956 mit Experimenten begonnen und fanden Flüstern und leises Klopfen auf Tonbändern, die beide im Januar 1959 in einer bekannten Psi-Zeitschrift vorstellten und erläuterten.

JürgensonIm Frühjahr 1959 hatte der schwedische Maler und Sänger Friedrich Jürgenson (1903-1987) Vögel aufnahmen wollen, doch plötzlich fragte jemand: »Friedel, wo bist du?« Er begann mit Aufnahmen der Stimmen von Verstorbenen, brachte 1964 das wichtige Buch Sprechfunk mit Verstorbenen heraus und lud zu einer weitum beachteten Pressekonferenz. Jürgenson porträtierte Papst Pius XII. auf dessen Wunsch und später auch noch Paul VI. Er erhielt sogar einen christlichen Orden, obgleich er zu keiner Religion gehörte.

Konstantin Raudive machte durch sein Buch Breakthrough (deutsch: Unhörbares wird hörbar) das Phänomen 1971 weltweit bekannt. Dazu gibt es eine unwahrscheinlich anmutende Geschichte, die an das Eingreifen einer höheren Macht denken lässt. In einem Erinnerungsbuch für Raudive (»Konstantin Raudive zum Gedächtnis«), das seine langjährige Partnerin Zenta Maurina schrieb und das im Jahr nach seinem Tod erschien, 1975, lesen wir:

Einer der (englischen) Verlagsdirektoren, Colin Smythe, wurde auf der Frankfurter Buchmesse von einem älteren Herrn angesprochen (bis heute ist dieser »Vermittler« anonym geblieben), der ihm ein Exemplar von Raudives Buch mit dem Hinweis überreichte, dies sei ein Werk, das er beachten und allenfalls publizieren sollte. Smythe versteht kaum Deutsch und war zunächst ablehnend und zog seinen Kollegen Peter Bander hinzu.

Maximilian Dietrich, in Memmingen der Verleger von Unhörbares wird hörbar, schrieb in demselben Band:

DSCN5065Die deutsche Öffentlichkeit nahm wenig Notiz von dem Buch, und es wäre vielleicht auf die Dauer unbeachtet geblieben, wenn nicht ein Impuls von außerhalb (dessen Ursache in ein Geheimnis gehüllt bleibt), zu Hilfe gekommen wäre. Es war am letzten Tag der Buchmesse, ringsum wurde schon eingepackt, als ein Vertreter des englischen Verlages Colin Smythe auf meinen Stand zusteuerte, zielsicher nach dem Band »Unhörbares …« griff und ohne Umstände eine Option darauf verlangte. Schon wenige Tage danach wurden die Übersetzungsrechte erworben. 

Um diese Zeit arbeitete Raudive auch mit Leo Schmid zusammen, dem Pfarrer von Oeschgen, dem manipogo 2012 einen Artikel gewidmet hatte (Wenn die Toten reden).

Besonders intensiv tauchte der katholische Pfarrer von Oeschgen (Schweiz), Pater Leo Schmid, in die Stimmen-Forschung ein. Er besuchte Raudive erstmals am 16. Februar 1970. Im »Zeugenbuch« findet sich die Bemerkung: »Der Schreibende freut sich, in Dr. Raudive einen väterlichen Freund und Berater gefunden zu haben, der ihm den Weg zeigt zu eigenem, ersten Forschen.« Pfarrer Schmid wurde einer der wertvollsten Mitarbeiter. Er experimentierte selbst systematisch und erzielte positive Resultate. Er nahm u. a. aktiv an Vorträgen im Tessin im März 1972 teil und hielt auch andernorts Referate über das Stimmenphänomen.

Pater François Brune (1931-1989) setzte sich ebenfalls stark für die Tonbandstimmen ein. Er war es, der davon sprach, die katholische Kirche habe einen Cronovisor betrieben, eine Zeitmaschine, mit der man zurückreisen konnte, um etwa Jesus und seine Jünger beim Abendmahl zu erleben. Das Gerät sei aber abgebaut worden. — In einem Buch über das »neue Geheimnis des Vatikan« schrieb er, die Intoleranz und der Dogmatismus seien heutzutage in wissenschaftlichen Kreisen stärker als in der katholischen Kirche.

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Der französische Priester entdeckte 1975 das Buch Life After Life von Raymond Moody und reiste danach gleich in die Staaten, um dem Verband IANDS beizutreten. Er sprach schon damals aus, was naheliegt, die Kirche aber beharrlich ignoriert: dass einige Elemente der Nahtod-Erfahrungen die Existenz Gottes bezeugten, etwa die wiederkehrende Erwähnung »dieses außergewöhnlichen Lichts, mit dem die Katholiken nicht viel anfangen können, während die Orthodoxen ihm eine ganze Theologie gewimet haben« sowie der »absoluten, bedingungslosen und persönlichen Liebe«.

1988 veröffentlichte er Les morts nous parlent (Die Toten reden mit uns) und spricht von der Möglichkeit eines Dialogs mit dem Jenseits. Es verkaufte sich 300.000 Mal, Pater Brune war im Ausland ein gern gesehener Redner — nur die Kirche ging auf Abstand, und in Frankreich wollte man nicht viel mit ihm zu tun haben. In einem Interview 2012 zeigte er sich wenig beunruhigt von einem bevorstehenden Ende und sagte:

Ich weiß, dass der Tod nur ein Übergang ist; das wird der schönste Tag meines Lebens sein. 

 

Bilder: Mitte rechts: auf der Frankfurter Buchmesse gemacht. — Unten: Santa Marinella, wo ich mir (in einem unveröffentlichten Roman) eine Aufnahmestation des Vatikan vorstellte, die auch Ernst Senkowski für möglich hielt.

 

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