TestpilotInnen (70): Heidi Craig

Vor 5 Jahren erzählte Heidi Craig ihre Geschichte, und Anthony Chene nahm sie auf. Die Amerikanerin war alleinerziehende Mutter und Anlageberaterin. »Ich bin eine Kämpferin«, stellte sie sich dar. Sonst wäre sie nicht durchgekommen, meinte sie; ihre Kindheit war hart.

SDC10106Der Name Heidi klingt so schön nach Almwiesen und springenden Geißen. Nein, nichts davon. Heidi Craig wuchs mit ihren Geschwistern und mit einem Vater auf, der die Mutter schlug und Päderast war. Er wurde gegen seine Kinder übergriffig, und manchmal fotografierte er sie in einem kahlen Raum des Hauses. Die Mutter und die Schwiegermutter zogen vor, das alles nicht zu bemerken. Nach der Scheidung heiratete ihr Vater erneut und missbrauchte bald seine Stieftöchter; Heidis Warnungen fruchteten nichts. (Er wurde später wegen Kindesmissbrauchs zu 44 Jahren Haft  verurteilt.)

Die Mutter heiratete erneut und insgesamt sechs Mal. Alle Ehen endeten mit der Scheidung. Heidi besuchte viele Schulen in vier US-Bundesstaaten. Mit 26 Jahren heiratete sie einen Alkoholiker. Drei Mal sagte sie die Hochzeit ab, stimmte dann aber doch zu mit dem zu erwartenden Resultat. Ihr Mann beschimpfte sie und schlug sie, wenn er betrunken war, doch sie hielt es mit ihm elf Jahre aus. Sie sagte: »Damals erkannte ich das Muster nicht, das ich wiederholte. Aber ich bereue es nicht. Es war eine Schule. Und ich habe drei fantastische Jungs …«

2004 dann, sie war 29, gab es bei der dritten Geburt Probleme. Die Plazenta wollte sich nicht entfernen lassen. Sie wurde betäubt. Heidi Craig:

DSCN5473Als ich aufwachte, war ich im Himmel. Da herrschte ein schönes, warmes, goldenes Licht. Ich war von Engeln umringt, mit mir im Mittelpunkt. Ich war ich, fühlte mich auch so, aber ich hatte keinen Körper: Ich war meine Schwingung, meine Energie. Das Licht, die Einheit, der Friede und die Liebe, die ich fühlte, waren überwältigend. Es gibt keine Worte dafür … Jede meiner Fragen wurde sogleich beantwortet. Drei Erkenntnisse prägten sich mir ein: »Wir werden bedingungslos geliebt. — Alles ist so, wie es sein muss. — Alles wird in Ordnung kommen.« Das sage ich mir oft vor, wenn es mir schlecht geht.

Sechs Jahre später erzählte es Heidi ihrem Mann; der glaubte es nicht. Drei Jahre später ließ sie sich scheiden, fasste wieder Hoffnung und stülpte ihr Leben um. 2014 verlor sie zum dritten Mal ihren Job, ihre Mutter starb, außerdem ihre Katze und ihr Hund, und schließlich fürchtete sie, im Auto übernachten zu müssen. Da betete sie intensiv. Am nächsten Tag rief sie einen Makler an — und bekam eine bezahlbare Wohnung. Was erzählt Heidi Craig uns noch?

Deine Vergangenheit definiert dich nicht. Die Hölle schaffen wir uns selber. Erst als ich all diesen Leuten vergeben hatte, fand ich zu mir. Es war nicht einfach, man ist lange Zeit unfähig zu vergeben, auch sich selbst. Meine Lektionen sind also: Vergebung und Selbstliebe, das musste ich wohl hier lernen. Wir haben alle schlechte Dinge getan. Jeder hat die Fähigkeit, sich selbst zu heilen, und wir sind alle verbunden.

∑ Μ

Ich lese gern die Kommentare zu den Filmen. Unter dem mit Heidi fand ich eien Zuschrift von einer Laura Jones, die schreibt, sie sei am 21. August 2009 von einem Lastwagen überrollt worden. Sie habe immer noch Schuldgefühle, weil sie vielen wehgetan habe; immerhin lebe sie seit drei Jahren ohne Alkohol, hat zwar noch flashbacks, versteckt sich aber nicht mehr. Wie war es drüben?

Es fror mich, es war kalt, es regnete, es war schmerzhaft … ich fühlte mich hilflos, konnte mich nicht rühren, aber Wächter waren da … Er rettete mich in der Form meines 8-jährigen Sohnes, der mir die Hand entgegenstreckte. Als ich später zur Intensivstation zurückkehrte, holte man alle Ärzte und Schwestern aus der Pause, und alle wollten ein Foto mit mir für ihre Überlebenden-Wand. Dass ich noch lebte, konnten sie sich nicht erklären. — Was wir in diesem Leben tun, spielt sehr wohl eine Rolle. Möge Gott euch segnen und euch durch die Erfahrungen des Lebens steuern!

 

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