Die Schimanski-Tatorte

Es hat lange gedauert, aber nun habe ich mir 15 der 27 Schimanski-Tatort-Filme reingezogen, die von 1981 bis 1991 liefen. Am Anfang war ich begeistert, aber dann wurde es doch etwas stereotyp: immer dieses Aufbrausende, Unfreundliche beim Hauptkommissar. Am besten hat mir noch gefallen, wie er mit kleinen Kindern umging: Die liebte er wirklich.

Irgendwann, nach dem elften »Schimanski« und mit dem Gedanken an Edgar Allan Poe, Ingmar Bergman und Andrzej Wajda stellte ich mir auch die Frage: Was sollen diese Filme eigentlich? Was wollen diese Filme? Wollen sie überhaupt etwas? Ich könnte damit alle Filme meinen, indessen beschränken wir uns auf Fernsehfilme. Kinofilme waren immer mutiger, doch auch sie brauchen einen Verleih und Geldgeber, darum herrscht da auch Kleinmut. Fernsehfilme folgen dem Format (zum Beispiel »Tatort«) und müssen sich an dem orientieren, was vorher war. Es ist ein Gefängnis, aus dem man nicht ausbrechen kann.

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Filme sollen die Zuschauer unterhalten, sollen ihnen auf angenehme Weise den Alltag vergessen lassen, so dass sie mit einem besseren Gefühl aufstehen. Filme orientieren sich an der Realität in der Welt. Wollen sie diese Realität nachahmen oder abbilden? Eine eigene Version der Realität vorbringen? Pier Paolo Pasolini hat das Fernsehen immer dafür kritisiert, dass es die Welt bloß verdoppelt. Kunst sollte (wenn wir Kriminalfilme dazu zählen) eigentlich ein Ethos haben, etwas Gutes wollen, oder bin ich da zu idealistisch? Ach, vermutlich geht es beim Krimi nur um das »Whodunit«: Wer hat die Tat begangen? Man lässt sich auf plätschernden Gewässer dahintragen bis zum Finale. Dann geht man beruhigt zu Bett.

011Zehn Jahre Schimanski-Tatort. Duisburg-Ruhrort. Horsts unkompliziertes Verhältnis zu Männern: Das Herumpoltern lag ihm, Saufen und Schulternklopfen, mit Männern tanzt man auch mal und umarmt sie. Schwieriger ist das mit den Frauen. Da spürt man auch bei Schimanski die Kluft, die Männer und Frauen trennt. Da taucht sehr oft in den Folgen eine Frau auf und drängt sich vor ins Zentrum, und Schimanski wirbt anfangs und lächelt gewinnend, aber er hält immer eine gewisse Distanz ein. Eine Frau, im Gewerbe tätig, sagt ihm (in Tatort 13): »Du haust doch immer ab, wenn es um die Wurst geht.« Auch wenn er mit ihr heftig herumschmust. Mit dieser Folge von 1987 (Spielverderber) kamen die Macher übrigens ganz nah ran an den Spirit von »Miami Vice«. Schimanski und Thanner fast wie Crockett und Tubbs, ach wie toll!

Klar, das schreiben Drehbuchautoren, sie haben ihre Vorstellung von der »Figur Schimanski«. Doch etwas Inniges oder Symbiotisches lassen sie nicht zu zwischen der Frau und Schimanski, ob es mit Ulla ist oder mit Miriam oder mit sonst einer. Das schreibt auch das Leben. (Und damit schreibe ich auch über mich.)

Auch Andrea Camilleri (1925-2019) hat seinen Commissario Montalbano als scheuen Mann dargestellt, der aus der Ferne (telefonisch) von seiner eifersüchtigen Partnerin kontrolliert wrd. Sonst spielt sich da nicht viel ab. Und wenn’s ernst wird, geht es prompt schief. Camilleri gönnte Montalbano nicht viele Affären. Bei James Bond ist das anders, aber das war immer eine überzeichnete Rolle nah am Klischee, die man in den vergangenen zehn Jahren durch den grassierenden Hyper-Realismus etwas zu entzaubern versuchte. Das hat James Bond nicht gutgetan.

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