Menschen in Bewegung
Die drei ersten Tage auf Mallorca (15. bis 29. Mai) spielten sich in Alcúdia ab, einer schönen kleinen Stadt mit Mauern, Kathedrale, Hafen und Stränden. Nicht nur deutsche Touristen, auch wenn deutsch sehr häufig gehört wird. Die Insel war schon 3000 vor Christus besiedelt, man fand Knochen!
Da stellte sich Giovanna eine Frage, die ich genial fand: Wie sind die ersten Bewohner nach Mallorca gelangt? Der Mensch kommt ja aus Ostafrika und begann seine Wanderungen, um grünes Gras und essbare Tiere zu finden. Doch was wusste man vor 5000 Jahren von der Welt? Wie konnte man auf den Gedanken verfallen, im heutigen Barcelona ein Schiff auszurüsten und loszufahren, im wahrsten Sinne des Wortes ins Blaue hinein? Woher kam die Hoffnung auf ein Land im Wasser?
Von Barcelona nach Mallorca könnten es 200 Kilometer sein. Und man stelle sich die Schiffe aus der Zeit 3000 Jahre vor Christi Geburt vor! Mit Rudern quälte man sich vorwärts, hatte wenig zu essen, die Mannschaft wird gemurrt, der Chef gezweifelt haben, bis dann einer schrie: »Land in Sicht!« So etwas war Wagemut. Und dann Hütten bauen, Nahrung finden … Man muss sich das ganz konkret vorstellen, dann ahnt man etwas, wozu der Mensch fähig ist: was Hoffnung vermag.
Giovanna dozierte so schön:
Bewegung ist das Motiv der Menschheit. Erst fuhr man in Sichtweite der Küste, und dann richtete man den Bug auf die offene See. So passiert etwas! Der Mensch ist in seinem Innersten abenteuerlustig. Es hat immer Leute gegeben, die ein Schiff ausrüsteten und losfuhren. Ohne diese Abenteuerlust kein Fortschritt, keine Entwicklung.
Unten sehen wir drei Männer vor ihren Ungetümen. Das sind drei »Kapitäne der Landstraße«, wie man sie früher nannte. Sie hatten gerade Wochenende und versammelten sich vor ihren Fahrzeugen.
Um so etwas zu bewegen, hätte man vor 4000 Jahren 100 Ruderer gebraucht; heute macht das ein Mann, der einen starken Motor mit 40 Tonnen Zugkraft kommandiert. Es handelte sich um 3 Engländer aus Bristol, die Ausrüstung für eine Bühnenshow beigebracht hatten und nun 2 Tage herumsitzen durften, bis es wieder losging: von einer Insel (Mallorca) aufs Festland (the continent) und dann wieder zurück auf ihre Insel. Nomaden sind sie wie ihre Vorfahren vor vielen tausend Jahren.
Mit dem Ackerbau und der Viehzucht kamen Zäune, Besitzerstolz und Kriege um Land in die Welt. Schon Kain, der Bauer, war böse auf seinen Bruder Abel, den Hirten, und erschlug ihn, weil G*tt Abels Opfer vorgezogen hatte. In dieser Geschichte steckt schon alles Spätere drin, und besonders schlimm wurde es, als man »mein Heimatland« sagte und das Land des Nachbarn geringschätzte (oder haben wollte). Da erst fing das ernste Blutvergießen an, und Millionen starben.