Anthony Bourdain

Es ist richtig, man sollte ganz wenig über Suizid schreiben, weil immer die Gefahr besteht, dass jemand einen dunklen Gedanken in die Tat umsetzt. Mit aller Gewalt muss man sich ans Leben klammern; man wartet zwei, drei Tage und sieht wieder Licht am Ende des Tunnels. Oder man holt sich Hilfe. Das muss man tun! Aber verschweigen lässt sich das traurige Phänomen auch nicht, erinnern wir darum kurz an Anthony Bourdain.

Ich kam darauf, weil es eine Äußerung von ihm auf Cosmic Voices Network gibt, getätigt aus der Anderen Welt. Es ist ja schon 6 Jahre her, dass der Starkoch und Präsentator der CNN-Serie Parts Unknown in einem Luxushotel in Kaysersbeg im Elsass (60 Kilometer von hier) aus dem Leben schied. Wie idiotisch! Wenn man die Kommentare zu seinen Filmen auf Youtube liest, merkt man, dass ihn so viele liebten und verehrten, dass vielleicht Millionen von seinem Tod betroffen waren. Wie konnte Anthony Bourdain das seinen Fans antun? Er war anders, machte individuelle Filme aus Weltgegenden, deren Kulinaria er vorstellte, und immer stand er humorvoll und souverän im Mittelpunkt, doch wer genau hinsah, spürte auch eine dunkle Seite an ihm. In seinem letzten Interview (im August 2017) sagte er:

Es ist einfach, konventionelle Filme über Kulinarisches oder Reisen zu drehen, das ist, wie Pornofilme zu machen. Ich verachte das Geschichtenerzählen im Baukastenstil oder mit schlichtem Handwerk. Ich habe keinen festen Plan, und wenn mir jemand aus dem Team etwas Besonderes vorschlägt, sage ich: Probieren wir’s! — Das Leben ist gut! Ich treffe meistens nette Leute, die aber nicht immer nette Dinge tun; es gibt diese Grauzone im Leben. Ich will bescheiden sein und dankbar, und ich frage mich immer: Ist es vergnüglich, was wir machen?

Mit seinem Stil hat er von 2013 bis 2018 die Parts Unknown zu einer Marke gemacht, die aber an seiner Persönlichkeit hing; und solche Persönlichkeiten sind selten. — Alle, die aus dem Leben schieden, bereuten ihren Schritt und kämpften mit seinen Folgen.

Am 12. Juni 2022, also 4 Jahre nach seinem Tod, übermittelte er dem Medium Jeanne Love eine Botschaft:

Ich habe eine Weile gewartet, um euch rasch über mein Ableben und den Grund, warum ich ging, zu informieren. … Ich war, wie du im letzten Teil des Films (»Roadrunner«, über Bourdains Leben) sehen konntest, in meinem Bewusstsein völlig durcheinander. Damals konnte ich nicht sehen, dass ich andauernd auf der Suche nach dem nächsten »High« war. Ich dachte, ich hätte es in Asia gefunden (meiner Freundin zur Zeit meines Todes), aber da war ich wie ein alter Narr weit weg von der Realität … Bis heute tut es mir leid, wie ich mich behandelt habe oder nicht behandelt habe, und ja, wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass ich wirklich bipolar war, obwohl ich nie anders von mir dachte als ein ehemaliger Heroin-Abhängiger zu sein und dass meine Sprunghaftigkeit ein direktes Resultat eines Charakterfehlers war und nicht ein undiagnostiziertes psychisches Leiden. Ich konnte es nicht akzeptieren, dass in mir etwas Chemisches nicht funktionierte, denn es hätte mich womöglich in eine Sanatorium oder etwas Ähnliches gebracht. 

Anscheinend verdunkelte mein männliches Ego meinen Sinn für das Gleichgewicht, und obwohl ich mir meiner Probleme bewusst war, konnte oder wollte ich mein Bewusstsein nicht näher erforschen. Und so unternahm ich die Reise nach draußen, um mich zu verstecken, und dennoch gab es so viel, das ich sah und lange Zeit ignorierte, weil es etwas war, was ich am meisten an mir fürchtete. (…)

Das Gute ist, dass ich erfolgreich die ganze Scheiße von mir abgetan habe und dass die Müllbehälter gründlich geputzt und gereinigt wurden. Eines der Projekte, an dem ich jetzt arbeite, hat nichts mit der Erdenwelt zu tun. Und es gefällt mir ohne Ende! Es ist nichts, das du unbedingt wissen müsstest, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich mein »Thema« integriert und verstanden habe und mich als erleuchtetes Wesen (haha) fortbewege … Ihr alle habt mir geholfen, mich zu stabilisieren und mich zu denen zu bringen, die mir helfen konnten, weiterzukommen. Dafür bin ich wirklich dankbar … wirklich. Und die Dinge, die in der Welt abgehen …. brrr, da möchte ich nicht sein. 

Ich freue mich auf dein Buch, Jeanne … Von einem Autor und Reisenden zum anderen: Sei ehrlich, und alles wird gut werden.

Tony.

Ja, die ganzen psychischen Probleme nimmt man mit sich. Sie müssen abgearbeitet und geklärt werden, und einfacher ist es, das auf Erden zu tun, mit therapeutischer Hilfe. Daran kommt man nicht vorbei. Dann klärt sich die Luft, und der Horizont ist wieder offen.

 

 

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