Fernradfahrer

Zwei Wochen war ich mit dem Fahrrad in Frankreich und der Schweiz unterwegs. Nach 5 Tagen und 550 Kilometern befand ich ich in Thonon les Bains und blieb 4 Tage auf einem Campingplatz, und nun wollen wir mal ein paar Beiträge über die Reise abliefern.

Ich war gerade eine Stunde unterwegs und hatte schon so viel nachgedacht, dass ich mir etwas davon notieren musste. Die Bank an der alten Kirche von Ottmarsheim wäre passend dafür, dachte ich, fuhr hin — und da stand einer neben seinem vollgepackten Fahrrad wie eine Version meiner selbst. Es war Frank van Rijn, 76 Jahre alt. Er war schon 3 Wochen on the road und hatte 1000 Kilometer hinter sich.

Frank erzählte mir gleich, er sei sein ganzes Leben Rad gefahren, durch alle Welt, habe 17 Bücher darüber geschrieben (auf Holländisch) und auch Lesungen gehalten. Er kam aus Groningen (da erblickte übrigens mein Volvo 2001 das Licht der Welt) und wollte in Richtung Westfrankreich. Frank van Rijn (hieß nicht Rembrandt »Harmensz van Rijn«?) fuhr anscheinend von Kairo nach Kapstadt mit dem Rad, war im Himalaya und werweißnochwo. (Er war tatsächlich auch in China, fuhr durch Australien, die Sahara, durch Mexiko … seine Seite findet sich hier.) Wir fuhren gemeinsam an den Kanälen entlang bis Montbéliard.

Da fiel mir ein, dass mein Lieblingscampingplatz noch 25 Kilometer weiter lag, in L’Isle-sur-le-Doubs. Er wollte erst in den Supermarkt (das dauert dann immer 30 Minuten) und dann an der Strecke einen Bauern fragen, ob er sein Zelt in dessen Garten aufstellen dürfe. Ciao, Frank! In einer Stunde war ich in L’Isle-sur-le-Doubs, baute mein Zelt auf, und 50 Minuten nach meiner Ankunft lief auch Frank ein. Später gingen wir in die Pizzeria, und am Morgen musste er noch etwas schreiben und dies und das, also fuhr ich wieder los und habe ihn nicht wiedergesehen.

Am Genfer See rollte Livio auf den Campingplatz, vollbepackt. Er war 32 Jahre alt und kam aus Montpellier. Mit seiner Freundin, die ein Elektro-Bike bewegte, kletterte er von Nizza über die Alpen … Regen beim Anstieg zum Galibier, ein Gewitter am Gipfel, 2000 Höhenmeter jeden Tag: Livio sagte, ihn schrecke nichts mehr. Sogar ein Stühlchen hatte er mit.

Livio wollte weiter. Seine Freundin war mit dem Zug heimgefahren, er hatte im Sinn, zum Comer See zu fahren, durch Slowenien und den Balkan nch Griechenland und durch die Türkei bis in Iran (Persien). Als ich ihn traf, war’s so der 1. Juli, er könnte nun, drei Wochen später, durchaus schon in Griechenland sein. In Thonon muste er noch etwas an den Bremsen seines Fahrrads reparieren.

Am Tag nach seiner Abreise tauchte ein kleiner, sonnenverbrannter Mann auf und schlief in seinem kleinen Zelt. Er war aus Wissembourg im Elsass in 4 Wochen nach Thonon gewandert und wollte weiter nach Menton. Solche Abenteurer gibt es noch. Sie übernachten kurz und sind dann wieder weg.

 

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