Bon Schuur Ticino
Drei Tage nach unserer Rückkehr aus Locarno schon wieder Open-Air-Kino auf einer Piazza. Diesmal im Schulhof einer Gemeinde in der Nähe des Flughafens Zürich. Gespielt wurde eine neue Schweizer Komödie, der Eintritt betrug maßvolle 15 Franken, und — kaum zu glauben! — Walter Egli, der Berner Polizist, wandert in dem Film mit einem Eis über die Piazza Grande von Locarno! So passte wieder alles zusammen.
Die Komödie hieß Bon Schuur Ticino, erlebte im November 2023 ihre Uraufführung und ist sehr gelungen. Wir haben viel gelacht! Peter Luisi ist der Regisseur, Beat Staller der Hauptdarsteller. Die Neue Zürcher Zeitung meinte zwar, der Film verheddere sich und lasse satirische Sprengkraft vermissen, doch das sind die mäkeligen Feuilletonisten, die immer ein Haar in der Suppe finden. Wir fanden’s glorreich. Ein Gag jagt den nächsten, nicht alle sind sie brandneu, aber wirkungsvoll.
Was für ein schräger Einfall! Ein Aktivist findet, die Schweiz solle einsprachig sein, und das Referendum kommt wider Erwarten durch, und da die Deutschschweizer nicht viel zur Wahl gingen, die »Romands« (die Westschweizer) viel, fällt der Beschluss, dass die Schweiz ab 15. Oktober nur mehr Französisch sprechen soll und muss. Mon dieu! Walter Egli, der Berner Bundespolizist, müht sich mit den Vokabeln ab, ist jedoch nicht sprachbegabt und muss den Verlust seines Jobs fürchten. Da schickt ihn sein Chef ins Tessin, wo angeblich eine Widerstandsgruppe tätig sei; die solle er aushebeln. Und so kommt er nach Locarno, mit einem Kollegen, der Karikatur eines Geheimdienstlers. Er lernt Francesca kennen und freut sich im Bild unten bei einer Tessiner Fete.
Wir erfuhren dabei, dass 61 Prozent der Schweizer Bürger in der Deutschschweiz leben, 32 Prozent im Westen, 6 Prozent im Süden (die Tessiner) und 0,5 Prozent im Osten (die Rätoromanen, deren Sprache die vierte im Bunde ist). Die Schweizer Kühe und die Berge stört das nicht, doch die Menschen müssen mit der Sprachenvielfalt zurechtkommen. Wobei wir die Dialekte in den Kantonen Appenzell, Uri und Schwyz gar nicht mitberücksichtigt haben.
Nur noch Französisch! Harte Sache. Nach der Hälfte des Films war Pause, zwecks »Verpflägig«. Ein Mann wollte vor dem Tresen ein Bier und Popcorn. Ich tippte ihn an und wies ihn scherzhaft zurecht: »Parlez Français!« (Sprechen Sie Französisch!) Erst war er irritiert, doch dann begriff er und lachte. Auch andere lachten. So holte ich den Film ins Leben herein; Spaß muss sein.
Zwischendurch fiel mir auch mein schönstes Erlebnis bei einem Open-Air ein. Vor 20 Jahren war das, in einem armen Stadtteil Roms (Trullo). Es wurde der amerikanische Film Der Knochenjäger gezeigt, mit Denzel Washington, der hilflos im Bett liegt (da gelähmt), als der Killer eindringt … Er näherte sich dem Zimmer, da wackelte das Bild, wurde blass und fiel aus. Schwarze Leinwand. Einige Zeit arbeiteten einige Leute herum, dann sagte ein Mann, nichts zu machen, man werde den Film jedoch nächste Woche wieder zeigen. Da war ich wieder präsent und sah den Schluss. Pannen haben auch ihren Charme.