Im Todestrakt (2)
Jemand sitzt in der Todeszelle für etwas, das er (oder sie) vor 20 Jahren getan hat. Ein Mensch starb dabei; ihm wurde die Möglichkeit genommen, sein Leben erfüllend zu leben; der Täter ist ebenfalls aus dem Spiel. Die Tat war wie eine Explosion, ein Crescendo. Werner Herzog fragte: What Went Wrong?
Liegt die Ursache in der Kindheit? Oder gibt es das Böse, das sich in Menschen verkörpert? Angesichts der unbeherrschten Gewalt und der Sinnlosigkeit mancher Tat möchte man das fragen, wie es jener texanisxche Anwalt tat. Der deutsche Regisseur betont immer wieder, auch die Täter seien Menschen; eine Dämonisierung helfe niemandem. Stellen wir die Fälle vor, alle acht.
Douglas Feldman war Uni-Absolvent, und dann tourte er mit dem Motorrad durch die Gegend und war ratlos. Ein Lastwagen schnitt ihn auf der Autobahn, er fuhr mit der Harley an dessen Seite und erschoss den Fahrer. Dann erschoss er kurz danach noch einen weiteren und verletzte einen dritten schwer. Er habe sich eben noch geärgert, sagte er cool. Er schoss in ein Autogeschäft und bedrohte Leute mit dem Tod. Das war 1995. Erst am 31. Juli 2023 wurde er hingerichtet, 28 Jahre später.
James Barnes erwürgte seine Frau bei einer Auseinandersetzung, drang in das Haus einer Krankenschwester ein, durch die er sich gedemütigt fühlte, tötete sie mit dem Hammer und steckte das Bett in Brand. Immer wieder legte er Brände. Sein Vater war grausam zu den 5 Kindern. Ein Sohn beging Selbstmord, eine Tochter verfiel den Drogen, James tötete. In Herzogs Beisein gestand er noch zwei Morde: an einer 50-jährigen Prostituierten, die ihn bestohlen hatte, und an einem jungen Herumtreiber, der in sein Auto eingebrochen war. James Barnes trat zum Islam über und wurde 4 Tage nach Feldman exekutiert.
Robert Fratta lief dauernd ins Fitness-Studio, weil er seinen Körper liebte. Er war auch gutaussehend und Polizist, doch hatte er dunkle Seiten. Er praktizierte abartigen Sex, doch seine Frau Farah, mit der er zwei Kinder hatte, weigerte sich und verlangte die Scheidung. Fratta fragte 7 Leute, ob sie seine Frau umbringen würden. Ein Freund willigte ein und besorgte eine Waffe, und 1994 erschoss ein junger Schwarzer Farah.
Mary, die Frau des Freundes, wusste, dass die Tat geplant war. Sie rief weder die Polizei an noch warnte sie ihre Freundin Farah, die sie regelmäßig im Fitness-Studio traf. Um ihre Beziehung zu dem Freund nicht zu gefährden? Für die Tat warten noch zwei Menschen auf die Hinrichtung; Fratta starb 2023. Eine Zahl aus den USA: Vorsätzliche Morde gab es zuletzt 6,4 auf 100.000 Einwohner, 64 also auf die Million und, da die USA 333.3 Millionen Einwohner haben, kommen wir auf 21.000 im Jahr. Erschreckend.
Auch Fratta spricht viel von Gott und hält sich für unschuldig. Sogar Howard Guidry, der junge Schwarze, der vor der Polizeikamera exakt schilderte, wie es ablief (Herzog zeigt das Video) und sagte »I shot the Girl«, schreibt auf einer Seite von Todesstrafen-Gegnern plötzlich, er sei unschuldig!
George Rivas, ein intelligenter Kopf, dachte sich einen Ausbruchsversuch von 7 Männern aus dem Hochsicherheitstrakt aus, und später, in Colorado, kam leider ein Polizist mit dem Auto, und Rivas erschoss ihn, und 4 der anderen feuerten auch. »I Shot the Sheriff!« Alle warten nun auf den Tod. Auch Joseph Garcia, der zuvor einen Bekannten mit 19 Messerstichen getötet hatte, angeblich in Notwehr. Da war Jocelyne, eine Frau, unterschwellig gab es Konkurrenz, und dann brach es aus, und er sagte: »I Lost It.« Ich drehte durch.
Was Menschen in ihrem Kopf sich überlegen! Der Mann von Linda Carty wollte gern ein Kind, sie hatte eine Fehlgeburt gehabt, da dachte sie sich etwas Irrwitziges aus. Wie irre, damit durchkommen zu wollen. Sie beredete zwei Dealer, mit ihr in ein Haus einzudringen, weil es da Drogen zu holen gäbe. Sie stürmte nach oben, nahm den 2 Tage alten Säugling und die Mutter mit, die sie in ein Auto sperrte und so knebelte, dass sie erstickte. Linda hält sich für unschuldig …
Morgen Teil 3