Queen of Katwe

Vor einem Jahr war ich zwei Wochen in Uganda. Kürzlich sah ich einen Film, der in Uganda spielt, und über den will ich sprechen. Es ist Queen of Katwe, 2016 gedreht von der indischen Regisseurin Mira Nair, und im Mittelpunkt steht die junge Phiona, die zur Schachkönigin heranreift.

Mira Nair, 1957 geboren wie ich, hatte 1988 einen großen Erfolg mit dem Film Salaam Bombay! Drei Jahre später drehte sie Mississippi Masala (mit Denzel Washington). Da geht es um eine Familie, die Uganda verlassen musste und in die Vereinigten Staaten zog. Bei den Recherchen zu dem Film lernte Mira Nair ihren Ehemann kennen, und sie verbringt auch einen Teil des Jahres in der Hauptstadt Ugandas, Kampala.

Viele Inder leben in Kampala. Sie sind die Nachfahren der indischen Arbeiter, die die englische Kolonialregierung 1930 herholte, weil sie gute Arbeiter waren. Idi Amin schickte sie 1972 fort, Yoweri Museveni, sein Nachfolger, holte sie zurück. Auch in Kenia, Tansania und Mosambik leben etwa je 30.000 bis 50.000 Inder. Ihre Ahnen kamen manchmal schon vor Jahrhunderten als Händler.

Phiona Mutesi lebt in Katwe, einem Slum von Kampala, und kann nicht einmal lesen. Doch sie wird von Robert Katende entdeckt und lernt wie besessen. Der »Coach«, wie sie ihn nennt, fährt mit ein paar Slumkindern zum Wettbewerb, wo der Vorsitzende des ugandischen Schachverbands sie »randständig« nennt … Wer im Slum lebt, wird von den Bürgern Kampalas nicht geschätzt; wer dort lebt, schafft es selten, herauszukommen. Dabei sieht es so wie in Katwe in vielen Städten Ugandas aus: unbefestigte Straßen, schadhafte Häuser, keine Kanalisation, kein gutes Trinkwasser. Dort leben Menschen, sie sind vergnügt, sie machen das Beste daraus.

Das kleine Mädchen oben fotografierte ich beim Sortieren der Kaffeebohnen. — Phiona war etwas älter, mit 11 Jahren fing sie an. Es gibt sie tatsächlich! Sie heißt Phiona Mutesi, ist 1996 geboren und mit ihren 28 Jahren unterwegs zur Großmeisterin. Eine Erfolgsgeschichte. Als 10-jährige ging sie jeden Tag die 6 Kilometer zu Katendes Kirche, um Schach zu lernen. Mit 15 war sie nationale Meisterin von Uganda.

Natürlich ist der Film (nach dem Buch Queen of Katwe von Tim Crothers) irgendwie didaktisch und vorhersehbar. Es gibt Hindernisse, doch sie werden umschifft. Alles wird gut. Man muss den Menschen an der Peripherie eine Perspektive bieten, und es ist schon einmal schön, dass ein Film in einem Slum spielen darf. Das junge Land Uganda braucht Filme und Bücher, um seine Identität zu stärken, und Mira Nair hat das gut gemacht. (Rechts: In Uganda mit dem 20-jährigen Mädchen, für deren Schulbildung ich aufkomme.)

Der Netflix-Film Damengambit erzählt eine ähnliche Geschichte, nach einem US-Roman. Auch hier setzt sich die junge Heldin durch, für die es kein Vorbild im realen Leben gab. Aber Phiona Mutesi! Sie ist eine Hoffnung. Mit ihr im Film könnte man sich auch identifizieren, es muss nicht ein weißes Mädchen sein. Phiona Mutesi ist eine Hoffnung. Viele Jungen im Slum hoffen, Fußballprofi und reich zu werden. Doch es muss anders gehen.

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