Die Bestatterin kocht
Eine Bestatterin, die gern kocht und Job und Passion auf ihrer Homepage vereint, das ist der Wahnsinn! Das ist so schön wie das Fahrrad und das Leben nach dem Tod bei manipogo. Die Bestatterin heißt Amber Carvaly, lebt in Los Angeles, und ihr Blog ist Mortician in the Kitchen. Amber schreibt humorvoll, pointiert und sarkastisch. Ich konnte es kaum glauben.
Die Einleitung oder Gebrauchsanweisung.
Ich hab’s kapiert. Der Tod nervt.
Darum habe ich diese Website gemacht.
Weil ich glaube, dass das Essen der Schlüssel ist, den Tod gut verdaulich zu machen.
(…)
So oder so, das Ziel ist, euch zu veranlassen, den Rubriken zu folgen, die unsere Köpfe, Herzen und Mägen verbinden, wodurch wir begreifen, dass der Tod und das Essen untrennbar verknüpft sind.
Meine Hoffnung ist, dass meine Arbeit als Bestatterin und meine Begeisterung fürs Kochen Sinnlichkeit und Humor vermitteln, was euch ermöglicht, das Essen zu verdauen und eure Sterblichkeit auch.
Amber hat vor 15 Jahren mit Caitlin Doughty Undertaking LA gegründet, das heute Clarity heißt, und sie führte »ökologische Bestattungen« ein, schon damals der Nachhaltigkeit verpflichtet. Sie wirbelte die Bestatter-Szene ziemlich durcheinander.
In Sunday Obits & Eat schildert sie, dass ihr Vater ihr am Sonntag beim Frühstück immer die Nachrufe aus der Zeitung vorlas, die Obituaries, kurz Obits genannt. (Speziell in englischen Zeitungen gab es immer den Obituary Editor, der nur für die Nachrufe zuständig war und manche bereits fertig in der Schublade liegen hatte … Das wäre ein Job für mich gewesen!) Weiter im Text:
Während die Gesichter unterhalb euch ziemlich bekannt vorkommen mögen, weil es Prominente waren, hoffe ich dennoch, dass ihr mir euren eigenen Nachruf schickt und vielleicht auch ein Rezept … Verdammt, schick mir den Nachruf, den du für dich selber gern hättest! Sag einem Freund, dass er hier zu finden ist, wenn du stirbst! Es ist mein Ziel, diese Website aufrechtzuerhalten, solange ich lebe und auch danach. Vielleicht ist diese Website mein Nachruf …
As long as I live and after! Dieses after gibt zu Hoffnung Anlass: Vielleicht glaubt die Bestatterin Amber Carvaly auch ans Jenseits? Ich werde ihr mal schreiben. Die erwähnten bekannten Gesichter, zu denen die Autorin einen Lebensabriss und eigene Gedanken beigesteuert hat, sind: Iris Apfel, Margaret Hamilton, Frederick Gwynne, Hedy Lamarr, Anthony Bourdain, Fred McFeely Rogers, Anna Nicole Smith, Carrie Fisher, Whitney Houston, Amy Winehouse, Julia Child, Betty White. Jedem ist ein Rezept beigegeben. Überall wird doch (ich denke, das ist noch so) nach dem Begräbnis schön getafelt, man isst und trinkt und ist vergnügt, denn wir … leben noch!
Bei Bourdain ist es das Gericht, das er zuletzt öffentlich zu sich nahm, in einer Weinstube in Colmar, die nun zu seinem Gedenken Touristen besuchen, die an seinem damaligen Tisch das essen wollen, was er vor seinem Tod zu sich nahm: Choucroute alsacien. Schweinefleisch, Wurst, Kartoffeln, Sauerkraut. Ganz schön makaber. Wie ja auch Ambers Blog.