TestpilotInnen (87): Gareth Duignam
Wir sehen wieder Luisa in ihrem schicken Wohnzimmer. Ihr Gast ist Gareth Duignam, der in seiner Dachgeschoßwohnung sitzt, vielleicht in Dublin, wo er 1979 geboren wurde. Ende Januar war das, er sprach ruhig und zögernd und blickte mit seinen klaren dunkelblauen Augen in die Kamera. Er erlebte im Fitness-Studio (in the gym) eine mystische Verzückung, wie sie auch andere vor Jahrhunderten erlebt haben.
TestpilotInnen meint ja Menschen, die Nahtod-Erfahrungen gemacht haben. Doch wir wollen hier Gareth einbringen, der einen »außergewöhnlichen Bewusstseinszustand« erlebt hat, wie das unsere öden Wissenschaftler gern nennen. Er hatte ein mystisches Erlebnis. Damals am Freiburger Institut gab es sogar zwei Mitarbeiterinnen, an die man sich bei spirituellen Erfahrungen wenden konnte, denn diese sind so unbegreiflich, dass man sie erst verarbeiten muss. (Vielleicht gibt es diesen Service noch heute.) Man kann auch nicht erklären, warum die eine diese Erfahrung macht und viele andere sie nicht machen. Vielleicht steckt ein Plan dahinter, das wissen wir nicht.
Gareth fühlte sich an jenem Morgen beobachtet. Er ging ins Fitness-Studio und hatte den Eindruck, die Sonne sei nicht nur draußen, sondern auch in ihm drin. Auch die Musik schien aus seinem Bewusstsein zu kommen. In seinen Worten:
Als ich das dachte, gab es ein irgendwie kratzendes Geräusch, als ob zwei samtene Vorhänge vor meinem Geist beiseite gezogen worden wären, und mit einem Schwung trat die Realität ein. Das höchste Wissen – Gott, das Universum – trat in mich selbst ein und wurde klar und luzide, und ich war plötzlich Gott und das Universum … Und ich hatte das Gefühl. ich hätte mich selbst in diese Person hineingeträumt, die Gareth heißt. Alles ist vielleicht ein Traum! Ich war die Sonne, ich war der Klang, ich war das Gerät dort, alles war ich. Ich war klarsichtig geworden, war Gott und das Universum, und ich sah, dass alle anderen das auch hatten, nur schlief es bei denen.
Das war sein Erlebnis. Die Nahtod-Leute fühlen auch diese Vereinigung, da sie ja mit dem feinstofflichen Körper (der Zweite Körper, von ihm hören wir noch) unterwegs sind und nicht mehr mit ihrer schwerfälligen Hülle belastet sind. Wie das so war, mit allem verbunden zu sein, darüber hätte ich gern mehr erfahren, doch Luisa hat ihre Lieblingsfragen, von denen kommt sie nicht weg.
Gareth fuhr in die Arbeit, und es wurde die schönste Fahrt seines Lebens. Am nächsten Tag wachte er auf und war ein Anderer. Er war unbegrenztes Hiersein. Er sagte:
Ich war weit weg von meinem Ich, es war Gotteserkenntnis. Dann begab ich mich auf eine fünfjährige Reise hin zum vollständigen Erwachen. Der menschliche Teil lebt ja weiter, aber ich hatte die Identifikation mit meinem Ich hinter mir gelassen.
Das ist es, was Meister Eckart (1260-1328), Heinrich Seuse (1295-1366) und gewiss auch Teresa von Avila erlebt haben: die Entgrenzung, die Vereinigung mit Gott, die Lebenswende. Im Osten heißt das Samadhi. Wikipedia hat sogar eine Liste der Mystiker. Natürlich die aus dem Westen. Es lebe der Beamtenfleiß! (Die manipogo-Kategorie Mystik hat übrigens 417 Einträge! Bin ja auch ein braver und tüchtiger Beamter.)
Heute will man noch mehr wissen, und Gareth Duignam blieb keine Antwort schuldig. Er hatte außerkörperliche Erfahrungen, die ihm ganz real vorkamen, und er sagte, der Zweite Körper sei ebenfalls eine Realität (wie wir seit Robert Monroe wissen): Er sei eine Kopie unseres Körpers und sozusagen unser Vehikel drüben. In luziden Träumen erlebte Gareth frühere Verkörperungen. Ihm wurde klar, dass wir ewige Wesen sind.
Einmal fand er sich in einer Welt wieder, die in verschiedenen Blautönen schattiert war. Er sah Wesen von dreieckigem Körperbau und ohne Arme und Beine, und er war einer von ihnen und schwebte wie sie durch die Gegend. Sie unterhielten sich mittels Telepathie. 20 Minuten in jener Welt entsprächen einem ganzen Leben auf unserer Erde, so dass man den Eindruck bekomme, der Aufwand lohne sich gar nicht, sei eh‘ gleich wieder vorbei … Als er wieder aufwachte, dachte er: Na ja, ich hab mir das halt wieder eingeschenkt, das Leben.
Der Vortrag dauerte im ganzen 33 Minuten, eigentlich kurz für Luisas Gäste. Obendrein bat sie ihn um eine Heilsitzung, und er stimmte zu. Also schloss er die Augen und breitete die Hände aus, und ich schloss auch die Augen und trieb irgendwie davon. Wunderschön, dass es dadurch 10 Minuten gab ohne irgendwas: nur Schweigen und Stille und das Verrinnen der Zeit, die man nicht wahrnahm. Man sollte in der ganzen Welt jeden Tag 10 Minuten den Strom abschalten. Das täte allen gut.

