Die Politiker
In einem Buch von Jürgen Todenhöfer fand ich ein paar Stellen, die mir aus dem Herzen sprachen, und die will ich zitieren. Der Autor ist an seinem 80. Geburtstag aus der CDU ausgetreten, hat damals (2020) eine neue Partei gegründet und nimmt mit ihr (Die Gerechtigkeitspartei/Team Todenhöfer) auch an der Bundestagswahl teil. Auch mit 84 noch im Vorwärtsgang.
Ich las den Wikipedia-Artikel über Jürgen Todenhöfer, der 1940 in Offenburg geboren wurde und von 1972 bis 1990 für die Christlich Demokratische Union im Bundestag saß. Bei Wikipedia kommt er als Wirrkopf rüber, als Getriebener, als Freund der Diktatoren und Provokant. Die Fakten werden schon stimmen. Todenhöfer war rastlos unterwegs, liebt den Orient und zog vielleicht manchmal falsche Schlüsse und unterstützte die Falschen. Doch er trieb Diskussionen auf die Spitze, er stellte Selbstverständlichkeiten infrage, er polarisierte. Und er reiste wenigstens in die Länder und sprach mit Menschen auf der Straße, statt sich wie andere auf den Korridoren der Macht aufzuhalten, in der Höhenluft der internationalen Politik.
Todenhöfer hatte immer eine klare Sprache, was heute »populistisch« genannt wird, und die folgenden Zitate aus dem Vorwort zu Warum tötest du, Zaid? von 2007 könnte man so deuten, aber irgendwie stimmen sie. Der Autor kennt das Politik-Geschäft. Als ich die Passagen las, ging es mir wie beim Betrachten der Sendungen Parts Unknown von Anthony Bourdain. In ihnen sieht man Menschen, die spazierengehen und lachen, die Hunger und Durst haben, die frei sein wollen, um sich ihren Sachen kümmern zu können. Sie wollen keinen Druck von der Regierung und keinen Krieg.
Nun die 3 Stellen:
Immer wieder wollten junge und ältere Iraner von uns wissen, woher wir kämen. Wir mussten uns zu ihnen setzen und wurden spätestens nach zehn Minuten für den nächsten Tag zum Abendessen eingeladen. Schade, dass so wenige Amerikaner an die Ufer des Zayanderud reisen und so wenige Iraner in den Central Park! Das gilt vor allem für die Führungseliten beider Länder, die meist schrecklichen Unsinn übereinander reden.
(über einen Aufenthalt in Isfahan 2005)
Auch in Israel und in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten habe ich großartige Menschen kennengelernt – liebenswerte, geistreiche Israelis und liebenswürdige, hilfsbereite Palästinenser. Mit beiden habe ich wunderbare Abende verbracht. Das Israel-Palästina-Problem ist weniger ein Problem der Bevölkerung beider Seiten als vielmehr ein Problem ihrer Politiker und Funktionäre. Immer wenn eine Lösung in greifbare Nähe rückt, torpedieren Extremisten beider Seiten sie wieder. Auf diesen dumpfen Mechanismus kann man sich fast blind verlassen.
Einige Politiker unserer Zeit scheinen den Drang, die Wahrheit zu erfahren, nur begrenzt zu spüren – vom Drang nach Gerechtigkeit ganz zu schweigen. Sie wissen nur wenig von den Realitäten der Länder, über die sie Beschlüsse fassen, gegen die sie Krieg führen oder demnächst Krieg führen wollen. Manchmal scheint mit zunehmender Macht die Unwissenheit exponentiell zu wachsen.
Wie oft habe ich mir bei der Lektüre von Reden europäischer und amerikanischer Spitzenpolitiker über die muslimische Welt an den Kopf gefasst und gedacht, kann einfach nicht wahr sein, dass Männer und Frauen in derart hohen Positionen solchen Schwachsinn über andere Länder verbreiten.
ø ø ø
Aber dann, hier im Westen: vier Anschläge in vier Wochen von Arabern. Magdeburg, New Orleans, Aschaffenburg, München. Man würde sich wünschen, von den Behörden ein paar Aussagen der Attentäter zu bekommen, um zu wissen, was in deren Hirnen vorging. Diese Brutalität gegen Unschuldige ist unmenschlich. Das sind Anschläge auf die freie Gesellschaft. Einen Hintergrund immerhin liefert eine Expertise mit dem Titel Gewaltphänomene bei muslimischen, männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Präventionsstrategien, verfasst für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der Aufsatz ist von 2010, aber natürlich ist das noch aktuell.
Eine höchst gefährliche Organisation ist der Islamische Staat Provinz Khorasan (ISPK), den der Verfassungsschutz natürlich im Blick hat. Der ISPK sieht sich als Konkurrent der Taliban und musste Niederlagen hinnehmen. (Der 23-jährige Syrer, der soeben in Villach in Kärnten Menschen mit einem Messer angriff und einen Jungen tötete, soll IS-Fahnen in seinem Zimmer gehabt haben.) Bei Wikipedia heißt es:
Externe Unterstützung kommt vor allem von reichen Privatpersonen überwiegend aus Saudi-Arabien, aber auch aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Katar.
Im Jahr nach der Gründung, 2016, soll die Organisation 120 Millionen Dollar an Spenden bekommen haben. Was danach war, schreibt Wikioedia nicht, aber mit 120 Millionen kann man viel planen und viele Vcrrückte anwerben, um mit blutigen Taten Verwirrung im Westen zu stiften. Den Hintermännern muss man unbedingt auf die Schliche kommen.