Die Opioidkrise in den USA
2017 starben in den Vereinigten Staaten von Amerika mehr als 70.000 Menschen durch überdosierte Pharmaka, davon zur Hälfte Fentanyl, das auch Prince das Leben gekostet hatte. 2021 brachten die Opioide 100.000 Amerikaner um. Vor allem Fentanyl macht schnell abhängig und ist auch in geringer Dosierung tödlich. Hintergrund war die leichfertige Verschreibung gefährlicher Mittel gegen Schmerzen.
Hier ist natürlich der Wikipedia-Beitrag Opioidkrise in den Vereinigten Staaten kostbar. Darüber möchte man alles wissen, darüber liest man gern ein paar Seiten. Darum fasse ich das kurz zusammen; wer mehr will, kann ja den Wikipedia-Artikel lesen.
Im Jahr 2022 starben schon 111.000 Menschen, 2023 waren es etwas weniger, 107.000. In der Altersgruppe von 18 bis 45 wurde eine Fentanyl-Intoxikation die häufigste Todesursache, noch vor Autounfällen und Schusswunden. 1999 hatte es nur 4000 Tote durch überdosierte Schmerzmittel gegeben, 2010 schon 16.000, und 2016 war die Zahl von 64.000 erreicht. Michael Jackson, Prince und Tom Petty waren also nur drei von einer Million Menschen, die von 1999 bis heute durch überdosierte Opioide starben. 2015 sprach man in den USA von einer Epidemie, und am 26. Oktober 2017 (drei Wochen nach Pettys Tod) rief der damalige Präsident Donald Trump einen Gesundheits-Notstand aus.
Bei Wikipedia heißt es, einige Pharmafirmen hätten ab 1996 aggressiv für das Mittel Oxycontin mit dem Wirkstoff Oxycodon (ihn hatte Petty im Blut) geworben. Millionen Dollar sollen sie in die Werbung gesteckt haben. Bald wurde das Mittel auch gegen harmlose Schmerzen verschrieben. Es machte jedoch abhängig. Prince hatte Tabletten des Mittels Hydrocodon besessen (auch bei Wikipedia erwähnt), in denen jedoch Fentanyl steckte, das 50 Mal stärker wirkt als Heroin.
Es ist billig in der Herstellung, weil man – anders als bei Kokain und Heroin – keine Plantagen braucht. Die Substanzen für die Herstellung kommen aus China und Indien, und mexikanische Drogenkartelle schleusen sie in Lastwagen über die Grenze; nur 6 von 100 werden kontrolliert. Die Verarbeitung ist amateurhaft: Eine Tablette kann harmlos, die nächste tödlich sein. Großhändler kaufen eine Pille für 1 Dollar und verkaufen sie für 5. Das ist Marktwirtschaft. Ich verkaufe 1000 Pillen, verdiene daran 4000 Dollar, und 100 Leute sterben vielleicht, aber davon weiß ich nichts. Ich hab meine 4000 Eier. Mehr interessiert mich nicht.
Besonders im Jahr 2019 wurden einige Pharmafirmen zur Zahlung von vielen hundert Millionen Dollar verurteilt. Es waren entweder Entschädigungszahlungen oder Strafen, weil ein Konzern »süchtig machende Schmerzmittel unrechtmäßig verkauft« habe. Auch Apothekenketten wurden verurteilt. (Gut, dass es die Gerichte gibt.) Eine Firma stimmte 2022 sogar zu, 3 Milliarden Dollar als Vergleich zu zahlen. Pharmafirmen kommt das anscheinend nicht astronomisch hoch vor. Man kennt ja Fälle, in denen ein Pharmakonzern Medikamente vertrieb (und sie durch die Kontrollen kriegten), obwohl Studien zeigten, dass Menschen durch sie gestorben waren.
Wiederholen wir das: eine Million Tote in 25 Jahren in den USA durch die Überdosierung von gefährlichen Schmerzmitteln. Die Süchtigen konnten sich oft eine Therapie nicht leisten oder verkrochen sich, weil sie sich schämten. Dies alles durch Big Pharma! (Das mit dem Spruch kontern wird: Lesen Sie die Packungsbeilage!) Und auch durch nicht funktionierende Kontrollen, durch Schmiergeldzahlungen und durch willfährige Ärzte, die zu einem Urlaub in Floria eingeladen wurden. Alle drücken ein Auge zu, um an einen kleinen Vorteil zu kommen.
In der ARD-Mediathek kann man die Doku »Hirschhausen und der Schmerz« sehen, der am Tag nach diesem Beitrag um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurde. Darin geht es auch um Oxycodon und Fentanyl sowie um die Nebenwirkungen frei verkäuflicher Schmerzmittel (man müsste eigentlich Anti-Schmerz-Mittel sagen).
Und US-Präsident Trump sagte Anfang Oktober vor Marinesoldaten, um Stimmung gegen Venezuela zu machen, im Jahr 2024 seien in den USA 300.000 Menschen an Fentanyl gestorben. 100.000 mögen es immer noch gewesen sein, aber 300.000 bestimmt nicht. Spielt für den Präsidenten keine Rolle, der sagt einfach irgendwas. Dem sollte man überhaupt nichts glauben.